Ansturm auf Papstsegen kommt Armen zugute
Domradio: Wie kann man sich so eine päpstliche Segensurkunde vorstellen und muss man die bezahlen?
Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Autor): Das ist eine Urkunde, die im Namen des Papstes ausgestellt wird. Sie zeigt auch das Bild des Papstes und trägt den Namen desjenigen, dem dieser Segen erteilt wird. Man muss den Segen natürlich nicht bezahlen. Das ist das große Problem, das wir in den letzten Tagen im Internet, bei Diskussionen im Fernsehen oder im Radio im Blick auf diese Segensurkunden beobachten konnten. Man muss klarstellen, dass man bei diesen Urkunden den Segen nicht bezahlt, sondern nur die Ausfertigung der Urkunde und den Versand. Der gesamte Erlös geht dann in die päpstliche Almosenkasse.
Domradio: Und es handelt sich dann nicht um Kopien, sondern die werden tatsächlich alle individuell geschrieben, oder wie ist das?
Nersinger: Ja, jede Urkunde wird individuell auf den Namen desjenigen, an den sie gerichtet oder dem sie gewidmet ist, ausgestellt. So gesehen ist das jeweils ein Unikat.
Domradio: Sie haben selbst eine erhalten, die sogar noch vom Papst Paul VI. ist. Wie sehen denn diese Urkunden aus und was steht da drauf?
Nersinger: In der Regel tragen diese Urkunden das Bild des Papstes, dann kommt der Text, in dem der Heilige Vater der Person den Apostolischen Segen gewährt. Meistens wird auch noch darauf geschrieben, was der Anlass ist. Die Urkunde trägt dann das Datum der Ausstellung und ist nicht vom Papst unterschrieben, sondern vom Almosengeber. Der jetzige Almosengeber (Konrad Krajewski) ist von Papst Franziskus damals in den Kardinalsstand erhoben worden.
Die Urkunde trägt nicht die Unterschrift des Papstes, das wäre einfach zu viel. Es gibt übrigens eine Geschichte, die vor einigen Jahren einmal bekannt wurde. Da wurden dermaßen viele Urkunden ausgestellt, dass der Almosengeber das gar nicht bewältigen konnte. Man setzte damals eine Unterschriftenmaschine ein, die diese Unterschrift unter das Dokument setzte. Und diese Maschine hat etwas Besonderes. Bei jedem Mal verändert sie ein klein wenig die Unterschrift, sodass auch eine gewisse Form der Individualität entstand.
Domradio: Welchen geschichtlichen Hintergrund haben die Segensurkunden?
Nersinger: Zum einen gab es immer wieder Gläubige und fromme Leute, die den Segen des Papstes erbaten. Das zweite ist, dass man darin auch eine Möglichkeit sah, dass man dringend nötige Almosen bekam. Damit ist eigentlich ein sehr karitativer Gedanke verbunden. Der zeigt, dass dieser Segen natürlich nicht käuflich ist, sondern dass er eigentlich eine Gabe an andere Christen ist, an andere Gläubige, aber auch an Nichtgläubige, die sich in einer Notsituation befinden.
Der gegenwärtige Almosengeber Konrad Kardinal Krajewski ist schon mehrfach mit Hilfslieferungen in die Ukraine gefahren. Das ist eine der Hauptaufgaben des Almosengebers.
Domradio: Was passiert denn mit den Spenden dann genau?
Nersinger: Sie werden für karitative Zwecke genutzt, zum Beispiel in der Ukraine für Lebensmittel, aber auch für Kleidung oder für den Unterhalt von Schulen oder von Pfarreien in der Ukraine. Sie werden auch im Heiligen Land genutzt, im Gazastreifen für Hilfen für die dortigen Pfarreien und natürlich auch, um Lebensmittel zu beschaffen und zu verteilen.
Domradio: Blüht angesichts der großen Nachfrage auch der Schwarzmarkt? Werden solche Urkunden auch im Internet zum Verkauf angeboten oder gefälscht?
Nersinger: Das ist immer ein Problem gewesen. Dem hat der Vatikan aber schon vor einigen Jahren einen Riegel vorgeschoben. Damals konnte man solche Urkunden auch in gewissen römischen, lizenzierten Devotionalien-Geschäften beantragen. Da gab es aber immer wieder Missbrauch.
Und dann hat man gesagt: Nein, wir konzentrieren alles auf das päpstliche Almosenamt in der Vatikanstadt. Man kann dort die Urkunden vor Ort beantragen oder man kann sie im Internet beantragen, aber immer nur beim Almosenamt selber. Man hat wirklich versucht, jeden Missbrauch abzustellen, und ich glaube, es ist auch ein Erfolg gewesen.
Es gibt natürlich immer wieder Versuche. Man muss einfach klarstellen: Eine solche Urkunde, einen solchen Apostolischen Segen kann man nur entweder persönlich vor Ort oder online beim Almosenamt erwirken.
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