Vatikan: Kirchen des Südens fordern Klimagerechtigkeit
Mario Galgano - Vatikanstadt
Ein ?Schrei nach Würde“ – mit diesen Worten beschreibt Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa und Präsident des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM), das neue gemeinsame Dokument, das Vertreter der Kirchen des Südens Papst Leo XIV. überreicht haben. Die Erklärung wurde an diesem Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz im Vatikan vorgestellt.
Ambongo verknüpfte den Ruf nach Klimagerechtigkeit mit einer deutlichen Kritik an geopolitischen Interessen im Zusammenhang mit strategischen Rohstoffen. Insbesondere der afrikanische Kontinent sei von Ausbeutung betroffen, so der Kardinal. ?Der Wettlauf um strategische Mineralien ist heute, insbesondere in Afrika, der Ursprung der Ausbreitung bewaffneter Gruppen“, sagte er. Dabei verwies Ambongo auf ein kürzlich diskutiertes Mineralienabkommen zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda in Washington.
Trumps Lösung funktioniert nicht
?Afrika ist kein armer Kontinent, sondern ein ausgeplünderter Kontinent", kritisierte Kardinal Ambongo Besungu bei der Vorstellung des Dokuments. ?Es besteht dringender Handlungsbedarf, um unumkehrbare Auswirkungen auf das Klima und die natürlichen Systeme zu vermeiden“, bekräftigte der Kardinal. Deshalb fordere er eine Wirtschaft, die nicht auf den Opfern der afrikanischen Völker beruhe, um andere zu bereichern. ?Wie können wir akzeptieren, dass im Namen der ?Energiewende“ ganze Gemeinschaften auf der Suche nach Lithium, Kobalt oder Nickel ausgelöscht werden? Wie können wir dulden, dass die Kohlenstoffmärkte unsere Wälder in Finanzanlagen verwandeln, während unsere Gemeinschaften ohne Trinkwasser bleiben? Der Wettlauf um strategische Mineralien in Afrika ist heute die Ursache für die Ausbreitung bewaffneter Gruppen", so der Kardinal weiter.
Der Erzbischof von Kinshasa kommentierte das Abkommen zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda wie folgt: ?Trump sagte: Ich bringe euch zur Versöhnung und ihr gebt mir die strategischen Mineralien. Jeder hier hat Angst vor Trump, und jeder läuft davon. Ich sage: Keine falschen Lösungen mehr! Keine Entscheidungen mehr, die getroffen werden, ohne auf diejenigen zu hören, die an der Front des Klimakollapses leben. Afrika will leben, will atmen. Afrika will zu einer Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden für die gesamte Menschheit beitragen. Und es wird dies durch seinen Glauben, seine Hoffnung und seine unbesiegbare Würde tun", erklärte er.
Trumps Herangehensweise habe sich bereits in anderen Kontexten als problematisch erwiesen: ?Er hat diese Lösung in der Ukraine versucht, aber sie hat nicht funktioniert“, so Ambongo.
Politischer und spiritueller Appell
Das von den Bischöfen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens verfasste Dokument trägt den Titel ?Ein Appell für Klimagerechtigkeit und das gemeinsame Haus: ökologische Umkehr, Transformation und Widerstand gegen falsche Lösungen“. Es versteht sich nicht nur als Analyse, sondern als politischer und spiritueller Appell.
?Wir, die Hirten des Südens, fordern Klimagerechtigkeit als Menschenrecht und spirituelles Recht“, betonte Ambongo. Dabei gehe es nicht nur um den Ausstoß von Emissionen, sondern um einen umfassenden Paradigmenwechsel. ?Wir schlagen eine Transformation vor, in deren Mittelpunkt der Schutz des Lebens, die Souveränität der indigenen und ländlichen Völker über ihre Territorien und die aktive Verteidigung der Rechte von Frauen, Klimamigranten und neuen Generationen stehen.“
Grundlegenden Wandel
Auch Kardinal Jaime Spengler, Erzbischof von Porto Alegre und Präsident des Rates der Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik (CELAM), sprach sich für einen grundlegenden Wandel aus. ?Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler, aber wenn es kein degrowth gibt, wird es keinen Fortschritt in dieser Frage geben. Es ist Zeit für eine Umkehr, und es gibt einen Preis zu zahlen“, so der Kardinal. ?Entweder wir treffen mutige Entscheidungen, oder ich weiß nicht, wie die Zukunft der nächsten Generationen aussehen wird.“
Spengler äußerte sich auch zur möglichen Teilnahme von Papst Leo XIV. an der COP30, die im November 2025 im brasilianischen Belém stattfinden soll. Bereits bei einer früheren Begegnung mit Papst Franziskus sei dieses Anliegen vorgebracht worden, erklärte der Kardinal. Inzwischen habe die brasilianische Regierung auch eine offizielle Einladung an den Papst gerichtet.
?An diesem Dienstagmorgen waren wir erneut in Audienz beim Papst und sind auf das Thema zurückgekommen. Der Heilige Vater ließ die Frage offen. Wir wissen, dass mit dem Jubiläum und der Reise in die Türkei zum 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa ein sehr umfangreiches Programm ansteht. Mal sehen, was der Heilige Geist ihm eingibt“, sagte Spengler.
Bezüglich der Haltung Papst Leo XIV. zur Umweltfrage äußerte sich Kardinal Ambongo zuversichtlich. ?Er verfolgt das Thema Umweltschutz mit der gleichen Sensibilität wie Papst Franziskus.“ Leo sei ?der Spross seines Nachfolgers“, so der Kardinal. ?Wir sind froh, in ihm eine Ermutigung für das zu finden, was wir entwickelt haben. Er hat die gleiche Sensibilität wie Franziskus, und darüber sind wir sehr froh.“
(vatican news)
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