Vatikan-Pavillon erh?lt Sonderpreis auf der Venedig-Biennale
Mario Galgano - Vatikanstadt
Ein alter venezianischer Krankenhauskomplex wird zu einem Labor der Hoffnung: Mit dem Projekt Opera Aperta hat der Heilige Stuhl auf der diesjährigen Architekturbiennale ein deutliches Zeichen für ein neues Verständnis von Architektur gesetzt – als soziale Praxis, als partizipativer Prozess, als Heilung von Räumen und Beziehungen. Die Internationale Jury würdigte den Beitrag mit einer Sonderauszeichnung und hob dessen ?radikalen, offenen und gemeinschaftlichen Charakter“ hervor.
Die Eröffnungs- und Preisverleihungszeremonie fand am Morgen des 9. Mai in der historischen Ca’ Giustinian statt. Die Jury – bestehend aus Hans Ulrich Obrist, Paola Antonelli und Mpho Matsipa – ehrte den Pavillon des Heiligen Stuhls für seine kulturelle Tiefe und seine Umsetzung in einem jahrhundertealten Bauwerk: dem ehemaligen Krankenhaus Santa Maria Ausiliatrice im Stadtteil Castello. Dort entsteht mit Opera Aperta ein dauerhaftes Kulturzentrum, das vom Dikasterium für Kultur und Bildung des Vatikans über vier Jahre betrieben wird.
Danksagung des Kultur-Kardinals
Kardinal José Tolentino de Mendonça, Präfekt des Dikasteriums und Kommissar des Pavillons, zeigte sich bewegt:
?Wir danken der Biennale für diese besondere Anerkennung. Heute brauchen wir Brückenbauer – wie Papst Leo XIV. in seiner ersten Ansprache sagte – Menschen, die Beziehungen knüpfen, Heilung ermöglichen und Verantwortung übernehmen. Die Zukunft bauen wir nur gemeinsam.“
Er lobte die Arbeit der Kuratorinnen Marina Otero Verzier und Giovanna Zabotti sowie der Architekturbüros Tatiana Bilbao ESTUDIO und MAIO Architects, die das Projekt als ?partizipative Parabel“ konzipierten.
Diese Haltung wurde auch von den Kuratorinnen betont:
?Manchmal sind es gerade die unwahrscheinlichsten Allianzen, die Dinge möglich machen. Opera Aperta ist aus einer heterogenen Konstellation von Menschen entstanden – viele hatten nie zuvor zusammengearbeitet und werden es vielleicht nie wieder tun. Doch eine gemeinsame Dringlichkeit ließ uns zusammenkommen“, erklärten sie.
Das Projekt widerstehe jeder Vereinnahmung, sei ?verständlich, einladend, angemessen – und doch unverfügbar“. Ziel sei nicht, Risse zu verdecken, sondern sie zu pflegen – als Orte neuer Möglichkeiten.
Soziales Engagement und ökologisches Bewusstsein
Im Fokus des Projekts steht die Verbindung von sozialem Engagement mit ökologischem Bewusstsein, passend zum zehnten Jahrestag der Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus. In diesem Geist wurde das Santa Maria Ausiliatrice-Gebäude – errichtet 1171 als Pilgerhospiz und später als das älteste Krankenhaus Venedigs genutzt – zur offenen Werkstatt umgestaltet. Hier begegnen sich Architektur, Kunst, Musik, Bildung und Handwerk in einem laufenden Prozess, an dem die lokale Bevölkerung aktiv beteiligt ist.
Nach den Eröffnungstagen am 8. und 9. Mai öffnete der Pavillon am 10. Mai seine Tore für die Öffentlichkeit. Besucher können nicht nur den Restaurierungsarbeiten zusehen, die von der spezialisierten Firma Lares durchgeführt werden, sondern auch selbst mitwirken: In kostenlosen Workshops der Università Internazionale dell’Arte an Dienstagen und Freitagen. An diesen Tagen lädt auch eine große, gemeinschaftlich organisierte Tafel – betreut von der Genossenschaft Nonsoloverde – zum kulturellen Austausch ein.
Darüber hinaus stehen von Dienstag bis Sonntag Proberäume für Musiker bereit, die über die Plattform Coopculture in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium ?Benedetto Marcello“ gebucht werden können. Damit wird Opera Aperta nicht nur zu einem architektonischen Statement, sondern zu einem gelebten Kulturprojekt.
Inmitten der Herausforderungen der Gegenwart sendet der Pavillon des Heiligen Stuhls eine klare Botschaft: Architektur kann mehr sein als Gestaltung von Raum. Sie kann ein Werkzeug sein, um Gemeinschaft zu stiften, Wunden zu heilen und Hoffnung zu säen – in Venedig und weit darüber hinaus.
(vatican news)
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