Schweizergarde gedenkt der Gefallenen – Im Zeichen der Menschenwürde
Mario Galgano - Vatikanstadt
Im Ehrenhof der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde in Rom herrschte am Dienstagvormittag eine stille, aber würdevolle Atmosphäre. Anstelle der traditionellen Vereidigung der neuen Rekruten am 6. Mai, die in diesem Jahr aufgrund der Sedisvakanz ausgesetzt wurde, hielt die Schweizergarde eine Gedenkfeier im privaten Rahmen ab. Um 11 Uhr begann die Zeremonie mit einer Kranzniederlegung vor dem Ehrendenkmal der Kaserne – ein stilles Zeichen der Erinnerung an jene Gardisten, die beim Schutz des Papstes beim Sacco di Roma 1527 ihr Leben ließen.
In seiner Rede sprach Oberst Christoph Graf, Kommandant der Schweizergarde, über das globale Leid und die Fragilität der Menschenwürde:
?Jeden Tag erreichen uns Nachrichten aus der Ukraine, dem Nahen Osten, dem Sudan, dem Kongo, Myanmar und vielen anderen gequälten Orten“, sagte Graf. ?Es sind Nachrichten, mit denen wir nur schwer umgehen können oder, schlimmer noch, an die wir uns zu gewöhnen drohen.“ Er verurteilte das unsägliche Leid, das jeder Krieg mit sich bringe – insbesondere das der Zivilbevölkerung –, und kritisierte eine zunehmende Abstumpfung gegenüber Gewalt und Entwürdigung.
Doch Graf beließ es nicht bei globaler Kritik. Er schlug die Brücke zum Alltag: ?Nicht nur im Krieg werden Leben und Würde zur Disposition gestellt.“ Themen wie Arbeitslosigkeit, Prostitution, Abtreibung und Sterbehilfe seien Symptome einer Gesellschaft, in der der Mensch zunehmend als ?Ware“ betrachtet werde. Er prangerte eine Entwicklung an, in der das Selbstbestimmungsrecht zur obersten Maxime erhoben werde – mit fatalen Folgen:
?Ich will, also darf ich – ich fühle, also bin ich. Solches Denken und Handeln führen letztlich zur Entwürdigung des Menschen und der ganzen Schöpfung.“
Was die Gardisten bewegt
In einem anschließenden Gespräch mit Eliah Cinotti, dem Sprecher der Schweizergarde, wurde deutlich, wie tief diese Themen auch die Gardisten selbst bewegen. Die Gedenkfeier sei ein wichtiger Moment, um sich zu erinnern, woher man komme und was die eigentliche Mission der Garde sei.
?Das ist nicht eine einfache Änderung, das ist ein Moment, bei dem wir nicht vergessen, wo wir herkommen und was unsere Mission ist“, betonte Cinotti. Gerade für die jungen Gardisten sei es wichtig, die Bedeutung dieses Tages zu verstehen – besonders in der angespannten Zeit kurz vor dem Konklave.
Der Tod von Papst Franziskus
Auch auf das emotionale Gewicht des aktuellen Pontifikatswechsels ging Cinotti ein. Der Tod von Papst Franziskus sei nicht nur ein Einschnitt für die katholische Welt, sondern auch ein sehr persönlicher Verlust für viele Gardisten gewesen:
?Es ist ja nicht nur derjenige gestorben, den die Schweizergarde mit Leib und Leben geschützt hat. Es ist ja auch ein Mensch gestorben, dem man sehr, sehr nahe war.“
Trotz aller Emotionen bleibe der Blick der Schweizergarde diszipliniert auf ihre Aufgabe gerichtet. Die Vorbereitung auf das Konklave erfolge mit höchster Konzentration und im Rahmen festgelegter Protokolle, so Cinotti. Er beschreibt den jetzigen Alltag der Garde seit dem 21. April als streng: ?Wir sind voll mit dem Kopf dabei. Wir müssen das Konklave schützen, und das ist unsere Aufgabe jetzt.“
Dabei verstehen sich die Gardisten nicht nur als militärische Wächter, sondern auch als Teil der Geschichte – wenn auch in zurückhaltender Form: ?Wir stehen wortwörtlich neben der Geschichte“, so Cinotti. Die Beziehung zu den Kardinälen sei respektvoll und persönlich. ?Alle kennen die Schweizergarde“, sagt er, ?und die Kardinäle begrüßen uns immer freundlich – sie wissen, warum wir da sind.“
(vatican news)
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