Streng geheim: Wie der Vatikan das Konklave abschirmt
Die Welt draußen halten: Darum geht es bei den umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, die während des Konklaves im Vatikan durchgeführt werden. Dabei gehen moderne Technologie und tausendjährige Traditionen Hand in Hand, um die Geheimhaltung der Abstimmung in der Sixtinischen Kapelle zu garantieren.
Das exklusivste Wahllokal der Welt wurde für die Papstwahl in einen richtiggehenden digitalen Bunker verwandelt; spezialisierte Sicherheitsteams haben die Kapelle und natürlich auch die Residenz Santa Marta, in der die Kardinäle während der Konklavezeit wohnen, elektronisch komplett abgesucht. Ziel der Aktion: versteckte Wanzen oder Abhörgeräte aufspüren und entfernen, um die absolute Vertraulichkeit der Gespräche zu gewährleisten.
Alle Handys eingezogen
Alle persönlichen elektronischen Geräte - Mobiltelefone, Tablets, Aufnahmegeräte - wurden vor dem Betreten der Sixtinischen Kapelle konfisziert und eingezogen, gemäß den von der Konklaveordnung ?Universi Dominici Gregis“ (1996) festgelegten Regeln. Um jegliche Kommunikation von innen nach außen zu verhindern, ist der gesamte Bereich durch ausgeklügelte elektronische Sicherheitsmaßnahmen abgeschottet, darunter Frequenzstörsysteme (Jammer) und Abschirmungen, die die Übertragung von Funksignalen verhindern. Obwohl es keine offizielle Bestätigung für den Einsatz eines Faradayschen Käfigs gibt, gilt diese Technologie als plausibel und wurde in den Medien während vergangener Konklaven häufig erwähnt. Die Fenster der Sixtinischen Kapelle sind verdunkelt, um jeden Versuch des Abhörens oder auch nur neugierige Blicke von außen zu verhindern.
Rote Zone rund um Petersplatz
Was den Mobilfunk betrifft, so hat das Governatorat der Vatikanstadt die Abschaltung aller Einrichtungen zur Übertragung von Telekommunikationssignalen für Mobilfunkgeräte auf vatikanischem Gebiet angeordnet, mit Ausnahme des Gebiets von Castel Gandolfo. Diese Maßnahme trat am Mittwoch zum Beginn des Konklaves um 15 Uhr in Kraft und gilt bis zur Bekanntgabe der Wahl des Papstes von der mittleren Loggia des Petersdoms aus. Erst dann wird das Signal, so schnell es die Technik erlaubt, wiederhergestellt. Kein Signal soll in die Sixtinische Kapelle eindringen oder sie verlassen können; jeder Versuch, während der heiklen Abstimmungsphasen von außen zuzuhören, soll von vornherein unmöglich sein.
Innerhalb der vatikanischen Mauern bewachen die vatikanische Gendarmerie und die päpstliche Schweizergarde ständig jeden Zugang und überwachen zugleich die Bewegungen der Kardinalswähler und des autorisierten Personals. Die Kardinäle, die in Santa Marta untergebracht sind, werden täglich auf einem streng geschützten Weg zur Sixtinischen Kapelle gebracht, ohne Kontakt zur Außenwelt. Außerhalb des Vatikans haben die italienischen Behörden in Zusammenarbeit mit der Gendarmerie des Vatikans eine ?rote Zone“ um den Petersplatz und die angrenzenden Straßen eingerichtet. Der Zugang ist nur nach gründlichen Sicherheitskontrollen mit Kontrollpunkten, Metalldetektoren und Ausweiskontrollen gestattet. Während des Konklaves wird in Abstimmung mit der italienischen Zivilluftfahrt sogar eine vorübergehende Flugverbotszone über Rom eingerichtet.
Eid und totale Abgeschiedenheit
Neben den umfassenden technischen und logistischen Maßnahmen wird das Konklave aber auch durch kanonische Auflagen geschützt, die auf eine jahrhundertealte Kirchengeschichte zurückgehen. Vor Beginn der Abstimmung legen alle Teilnehmer - Kardinäle, Zeremonienmeister, Techniker, Servicekräfte - einen besonderen Eid auf ewige Geheimhaltung ab. Der Eid wird in der Paulinischen Kapelle geleistet, die lange selbst Schauplatz von Papstwahlen war, und verpflichtet dazu, ?nichts über die Abstimmung und die Stimmzettel für die Wahl des Papstes zu verraten“, bei Androhung der automatischen und sofortigen Exkommunikation latae sententiae. Seitdem sich am Mittwoch Nachmittag die Türen der Sixtinischen Kapelle geschlossen haben, sind die Kardinäle in Klausur, ohne mit der Außenwelt kommunizieren zu können – bis zum berühmten ?Habemus Papam“.
Strikte Normen und absolute Geheimhaltung
Die Normen, die in der Konklaveordnung ?Universi Dominici Gregis“ geregelt sind, verbieten jeglichen Kontakt nach außen: keine Telefonate, keine Briefe, keine Medien. Die Kardinäle dürfen keine Nachrichtensendungen verfolgen, keine Zeitungen lesen, kein Radio hören und kein Fernsehen sehen. Auch jeder Versuch, die Wahl von außen zu beeinflussen, ist untersagt. Jeder, der die Geheimhaltung des Konklaves verletzt, selbst ein Kardinal, wird automatisch aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen – eine Strafe, die die Mauer der Geheimhaltung rund um die Papstwahl noch verstärkt.
(sir – sk)
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