?Ein Vater, ein Bruder, ein Freund“ – Schwester Geneviève nimmt Abschied
Salvatore Cernuzio und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
An diesem Freitagmorgen hat sie im Petersdom am offenen Sarg des Papstes gebetet und dem Verstorbenen zum Abschied eine Kusshand geschickt, im Namen ihrer Schützlinge. ?Viele haben mir gesagt: Wenn du zum Papst gehst, dann nimm uns mit. Und so habe ich ihm alle anvertraut“, sagt sie im Gespräch mit Vatican News. ?Ich habe ihn sehr gern gehabt.“ Woran sie sich immer erinnern wird? ?Seine Augen, sein Blick, wenn er mir sagte: Geh voran. Auch die Hilfe, die er gegeben hat. Aber vielleicht mehr die moralische Hilfe. Wir sind so oft gekommen. Seine Aufnahmebereitschaft hatte keine Grenzen.“
Viele in ihrer Gemeinschaft der Transgender-Frauen seien traurig, erzählt sie, einige hätten sich bereits in Rom eingefunden. Die Paraguayerin Laura Esquibel war am Morgen bei ihr: eine Freundin, die als erste Transfrau offiziell die Hand eines Papstes geschüttelt hat. ?Ich habe ihn siebenmal gesehen, wir haben miteinander gegessen“, berichtet Laura. Manchmal habe sie ihm Empanadas gekocht und geschickt, gefüllte Teigtaschen, das Nationalgericht Argentiniens. ?Ich mochte ihn sehr“, sagt auch Laura.
Geneviève Jeanningros ist Angehörige der Ordensgemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu. Die Französin galt als enge Vertraute des Papstes. Immer wieder rief Franziskus sie an, sprach ihr Mut zu, fragte nach. Und manchmal neckte er sie auch.
So scherzte er etwa bei einem Besuch im Luna-Park von Ostia, wo er sie in ihrem Wohnwagen besuchte: ?Was macht Schwester Geneviève hier? Zähmt sie die Löwen?“ Und als sie bei einer Generalaudienz mit einem Verband am Arm auftauchte, habe der Papst gefragt: ?Was ist passiert?“ – ?Heiliger Vater, ich bin hingefallen.“ – ?Und hat sich der Boden wehgetan?“
Geneviève Jeanningros hat die Nähe zu Franziskus nie zur Schau gestellt. Sie findet, es gehe nicht um eine Sonderbeziehung, sondern darum, ?einem großen Papst die Ehre erweisen“. Und dennoch war da diese Nähe, über Jahrzehnte, zurückgehend auf Zeiten in Argentinien. ?Er war ein Vater, ein Bruder, ein Freund. Er wird allen fehlen. Und es bewegt mich, heute so viele Menschen hier zu sehen.“
(vatican news - gs)
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