Spanischer Architekt Antoni Gaudí rückt Seligsprechung n?her
Tiziana Campisi und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Schon bald selig gesprochen werden können hingegen Nazareno Lanciotti, ein italienischer Missionar der als Märtyrer in Brasilien starb, und die indische Ordensgründerin Eliswa Vakayil. Papst Franziskus hat dem Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse grünes Licht für die entsprechenden Dekrete gegeben, wie der Vatikan diesen Montag bekannt gab.
Neben Gaudí dürfen auch drei Priester - Agostino Cozzolino, Pietro Giuseppe Triest und Angelo Bughetti - nun als ?ehrwürdige Diener Gottes" bezeichnet werden.
Antoni Gaudí, der ?Architekt Gottes"
Antoni Gaudí i Cornet, wurde am 25. Juni 1852, wahrscheinlich in Reus, geboren. Der Katalane hat einen großen Teil seines Lebens der Gestaltung der weltberühmten Basilika Sagrada Família in Barcelona gewidmet. Gaudí erklärte sich im Jahr nach der Grundsteinlegung 1883 im Alter von 31 Jahren bereit, die Leitung des Bauwerks zu übernehmen. Von da an verbrachte er sein ganzes Leben mit dem Bau des Gotteshauses, in dem er sein künstlerisches Genie, sein religiöses Empfinden und seine tiefe Spiritualität zum Ausdruck brachte. Erst fünf Jahre zuvor hatte er einige architektonische Notizen - bekannt als das ?Manuskript“ von Reus - verfasst, in denen er seine Vorschläge zur Ornamentik und zu religiösen Bauten darlegte und ein beträchtliches Wissen auch des christlichen Glaubens zeigte.
Der junge Gaudí betrachtete die Sagrada Familia als eine Mission, die ihm von Gott anvertraut worden war, und in diesem Bewusstsein verwandelte er das ursprüngliche neugotische Projekt in etwas Neues und Originelles, das von den Formen der Natur inspiriert und reich an Symbolik war, die seinen tiefen Glauben und seine Spiritualität zum Ausdruck brachte, die benediktinische und franziskanische Einflüsse hatte.
Bauwerke als Lobgesang auf Gott
Der talentierte Architekt, ein Anhänger des heiligen Philipp Neri, begegnete Hindernissen und Schwierigkeiten mit Mut und Gottvertrauen, während er die Baustelle leitete, und ertrug auch Neid und Eifersucht. Von 1887 bis 1893 plante und leitete er den Bau weiterer ziviler und religiöser Werke. In der Fastenzeit des Jahres 1894 wurde er von einer schweren Krankheit heimgesucht, die durch ein strenges Fasten verursacht wurde, das zwar sein Leben gefährdete, ihm aber eine tiefe spirituelle Erfahrung auf der Suche nach Gott bescherte.
Nachdem er die Krise überwunden hatte, arbeitete er weiter an verschiedenen Projekten, verlor jedoch nach und nach alle Familienangehörigen und begab sich in eine echte spirituelle Askese. Er lehnte neue Aufträge ab und konzentrierte sich ausschließlich auf die Sagrada Família, so dass er 1925 ein kleines Zimmer neben der Kirche zu seinem Wohnsitz machte. Als überzeugter und praktizierender Christ, der regelmäßig die Sakramente empfing, machte er die Kunst zu einem Lobgesang auf den Herrn, dem er die Früchte seiner Arbeit darbrachte, die er als eine Mission betrachtete, die Menschen mit Gott bekannt zu machen und sie ihm näher zu bringen.
Am 7. Juni 1926 wurde er von einer Straßenbahn überfahren. Unerkannt wurde er in das Armenkrankenhaus der Stadt gebracht. Nachdem er die Sterbesakramente empfangen hatte, starb er drei Tage später, am 10. Juni. An seiner Beerdigung nahmen etwa 30 000 Menschen teil.
Die neuen Seligen: Pater Nazareno Lanciotti, Märtyrer in Brasilien
Der römische Diözesanpriester Nazareno Lanciotti, der kurz vor der Seligsprechung steht, ist ein Märtyrer unserer Zeit: Er wurde am 3. März 1940 geboren und 1966 zum Priester geweiht. Nachdem er einige Jahre in Rom gearbeitet hatte, lernte er die Freiwilligenbewegung Operazione Mato Grosso kennen und kam 1971 nach Brasilien. Er ließ sich in dem Dorf Jauru an der Grenze zu Bolivien nieder und begann hier ein fruchtbares Apostolat.
30 Jahre lang war er so missionarisch tätig, getragen von der Eucharistie und der Verehrung der Jungfrau Maria. Er gründete eine Pfarrei; er schuf 57 ländliche kirchliche Gemeinschaften, in denen er die tägliche eucharistische Anbetung einführte, und eine Krankenstation, die später zu einem der aktivsten Krankenhäuser der Region wurde. Er baute ein Altenheim, gründete eine Schule für Hunderte von Kindern, denen er auch Lebensmittel zur Verfügung stellte; außerdem errichtete er ein Priesterseminar. 1987 schloss er sich der Marianischen Priesterbewegung (MPB) an und reiste als nationaler Verantwortlicher für Brasilien häufig, um Gebetszönakel zu errichten. Er widmete sich auch den Ärmsten und engagierte sich im Kampf gegen verschiedene Formen von Ungerechtigkeit und Unterdrückung, wie etwa Menschen- und Drogenhandel.
Seine seelsorgerische Arbeit war jedoch einigen ein Dorn im Auge, so dass er am Abend des 11. Februar 2001, als er mit einigen Mitarbeitern das Abendessen beendete, von zwei vermummten Schlägern, die in sein Haus eingedrungen waren, schwer verletzt wurde. Er starb am 22. Februar im Alter von 61 Jahren.
Eliswa von der Heiligen Jungfrau, geboren als Eliswa Vakayil
Sie ist Inderin, aus Kerala, Gründerin der Kongregation der Teresianischen Karmelitinnen (Säkularorden der Unbeschuhten Karmeliten) und bald selig: Eliswa Vakayil. Die Kongregation hat sie am 13.02.1866 in Kerala/Indien gegründet. Es war damals die erste Gründung eines einheimischen Karmelitinnen Klosters vor Ort. Eliswa wurde am 15. Oktober 1831 in Ochanthuruth in eine wohlhabende Familie von Landbesitzern geboren, die sehr religiös war.
Im Alter von 16 Jahren wurde sie mit einem wohlhabenden Geschäftsmann verheiratet, mit dem sie 1851 eine Tochter bekam. Im folgenden Jahr verwitwet, entschied sie sich für ein Leben des Gebets und der Einsamkeit, das durch häufige Teilnahme an den Sakramenten gekennzeichnet war. Sie kümmerte sich um die Armen und wohnte in einer einfachen Hütte.
Im Jahr 1862 lernte sie den italienischen Karmelitenpater Leopoldo Beccaro kennen und gründete unter seiner geistlichen Führung die erste Kongregation in Kerala, den Dritten Orden der Karmeliten. Die neue Ordensfamilie, zu der auch ihre Tochter und ihre jüngste Schwester gehörten, fügte der Kontemplation ein aktives Leben zur Erziehung und Ausbildung armer und verwaister Mädchen und der Pflege der Verlassenen und Bedürftigen hinzu.
Später schlossen sich weitere Frauen des syro-malabarischen Ritus der Gemeinschaft an, und als Leo XIII. beschloss, die ersten syro-malabarischen Vikariate zu errichten, entstanden zwei unabhängige religiöse Fraueninstitute: die Kongregation der Teresianischen Karmelitinnen (CTC) des lateinischen Ritus und die Kongregation der Mutter des Karmel (CMC) des syro-malabarischen Ritus. Unter diesen Umständen gründete Mutter Eliswa mit ihren Schwestern des lateinischen Ritus ein neues Kloster in Varapuzha. Hier verbrachte sie die letzten 23 Jahre ihres Lebens. Sie starb am 18. Juli 1913.
Auf ihre Fürsprache hin wurde 2005 die wundersame Heilung eines kleinen Mädchens, das an einer Lippenspalte (Hasenscharte) litt, im Fötalstadium zurückgeführt. Es war die Mutter des kleinen Mädchens, die zu Eliswa betete, auf Anraten einer der Karmeliterinnen, die vorschlug, dass auch andere Verwandte Bittgesuche stellen sollten. Das per Kaiserschnitt geborene Mädchen kam völlig gesund zur Welt.
Die weiteren ?ehrwürdigen Diener Gottes"
Fürsorge für Arme und Kranke
Agostino Cozzolino, der letzte neue ?ehrwürdige Diener Gottes", ist ebenfalls Italiener. Er stammt aus Kampanien und wurde am 16. Oktober 1928 in Resina (heute Ercolano) in einer armen, religiösen Familie geboren. Er entschied sich für das Priesteramt und wurde am 27. Juli 1952 geweiht. Danach widmete er sich der Ausbildung und Katechese von Jugendlichen und Erwachsenen in den Pfarreien und wurde später zum Vizerektor des Priesterseminars in Neapel ernannt, wo er viele junge Menschen durch sein Vorbild und seine Aussagen inspirierte. Am 30. September 1960 wurde er an die historische Basilika und Wallfahrtskirche Santa Maria della Neve (Maria-Schnee, in Erinnerung an einen wundersamen Schneefall im Sommer) im Stadtteil Ponticelli in Neapel versetzt, wo er bis zu seinem Tod als Pfarrer tätig war. Er arbeitete hart daran, eine lebendige pastorale Gemeinschaft zu schaffen, die in der Lage war, das Evangelium zu verkünden; er steigerte die Verehrung der Maria-Schnee; er unterstützte die italienische Hilfsvereinigung F.A.C. (Fraterno Aiuto Cristiano); er kümmerte sich liebevoll um die Armen und um die materiellen und geistlichen Bedürfnisse aller. In seinem bevölkerungsreichen Viertel in Neapel, in dem ein heterogener und problematischer sozialer Kontext der Erniedrigung und Armut herrschte, war Pater Agostino eine wichtige Präsenz und setzte sich unermüdlich für das Wohl der Menschen ein.
Mit einem einladenden Geist begann er, die neuen pastoralen Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuwenden und förderte auch Gruppen für die Familienspiritualität, pflegte Austausch zu anderen Priestern und organisierte regelmäßige Treffen, um Momente des Austauschs und der gemeinsamen Erfahrung zu gewährleisten. 1987 wurde bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, und er erlebte die Krankheit als eine weitere Chance für sein Apostolat: Er nahm die Krankheit mit Würde und großem Glauben an, widmete sich mehr und mehr der Kontemplation, blieb aber den Menschen nahe. Er starb am 2. November 1988. Sein Apostolat war von einer außergewöhnlichen Liebe zu den Menschen geprägt. Es war ein großzügiges Leben, das er ganz den anderen widmete.
(vatican news - sst)
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