Wortlaut: Papst Leo XIV. beim Angelusgebet
Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer amtlichen deutschen Fassung finden Sie
Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!
Im heutigen Evangelium lädt uns Jesus ein, darüber nachzudenken, wie wir den Schatz unseres Lebens anlegen sollen (vgl. Lk 12,32-48). Er sagt: »Verkauft euren Besitz und gebt Almosen!« (V. 33).
Er fordert uns also auf, die Gaben, die Gott uns gegeben hat, nicht für uns zu behalten, sondern sie großzügig zum Wohl anderer einzusetzen, insbesondere zum Wohl derer, die unsere Hilfe am dringendsten benötigten. Es geht nicht nur darum, die materiellen Dinge zu teilen, über die wir verfügen, sondern auch unsere Fähigkeiten, unsere Zeit, unsere Zuneigung, unsere Gegenwart und unser Einfühlungsvermögen einzubringen. Kurz gesagt, alles, was einen jeden von uns gemäß Gottes Plan zu einem einzigartigen Gut von unveräußerlichem Wert macht, zu einem lebendigen, pulsierenden Kapital, das pfleglich behandelt und eingesetzt werden muss, um zu wachsen, da es sonst verdorrt und entwertet wird. Oder es geht verloren und fällt denen zum Opfer, die es sich wie Diebe aneignen, um es dann einfach zu einem Konsumgut werden zu lassen.
Das Geschenk Gottes, das wir sind, ist nicht dazu bestimmt, auf diese Weise verbraucht zu werden. Es benötigt Raum, Freiheit und Beziehungen, um sich zu verwirklichen und zu entfalten: Es braucht die Liebe, die allein jeden Aspekt unseres Daseins verwandelt und veredelt, indem sie uns Gott immer ähnlicher werden lässt. Es ist kein Zufall, dass Jesus diese Worte auf dem Weg nach Jerusalem spricht, wo er sich am Kreuz für unser Heil hingeben wird.
Die Werke der Barmherzigkeit sind die sicherste und gewinnbringendste Bank, der wir den Schatz unseres Lebens anvertrauen können, denn dort wird mit »zwei kleinen Münzen«, wie uns das Evangelium lehrt, sogar eine arme Witwe zur reichsten Person der Welt (vgl. Mk 12,41-44).
Der heilige Augustinus sagt diesbezüglich: »Du wärst schon froh, wenn du für ein Pfund Bronze ein Pfund Silber oder für ein Pfund Silber ein Pfund Gold erhalten würdest; aber was du gibst, wird wirklich verwandelt; nicht Gold, nicht Silber, sondern das ewige Leben erhältst du« (Sermo 390, 2). Und er erklärt warum: »Das Gegebene wird sich verwandeln, weil du dich verwandeln wirst« (ebd.).
Um zu verstehen, was das bedeutet, können wir uns eine Mutter vorstellen, die ihre Kinder an sich drückt: Ist sie nicht die Person der Welt, die am meisten bereichert und beglückt ist? Oder zwei Verlobte, wenn sie beieinander sind: Fühlen sie sich nicht wie ein König und eine Königin? Und wir könnten noch viele weitere Beispiele nennen.
Deshalb sollten wir in der Familie, in der Pfarrei, in der Schule, am Arbeitsplatz und wo immer wir sind, keine Gelegenheit verpassen, um Liebe zu schenken. Das ist die Wachsamkeit, die Jesus von uns verlangt: dass wir uns daran gewöhnen, aufmerksam, bereit und sensibel füreinander zu sein, so wie er es in jedem Augenblick für uns ist.
Schwestern und Brüder, vertrauen wir Maria diesen Wunsch und dieses Engagement an: Sie, der Morgenstern, helfe uns, in einer Welt, die von vielen Spaltungen gezeichnet ist, ?Wächter“ der Barmherzigkeit und des Friedens zu sein, wie uns der heilige Johannes Paul II. gelehrt hat (vgl. Gebetsvigil zum XV. Weltjugendtag, 19. August 2000) und wie es uns die Jugendlichen, die zum Heiligen Jahr nach Rom gekommen sind, auf so schöne Weise gezeigt haben.
(vatican news)
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