Libanon gedenkt der Hafen-Explosion: Papst bekundet Anteilnahme
Salvatore Cernuzio und Mario Galgano - Vatikanstadt
Mit einer stillen Mahnwache, emotionalen Zeugnissen und der Pflanzung von 75 Bäumen mit den Namen der Opfer hat der Libanon an diesem Montag dem fünften Jahrestag der Explosion im Hafen von Beirut gedacht. Die Katastrophe vom 4. August 2020 forderte 245 Todesopfer und rund 6.000 Verletzte – eine Tragödie, die bis heute eine offene Wunde im Land hinterlässt.
Die Gedenkfeier fand im Stadtteil Karantina statt, einem der am stärksten betroffenen Viertel in Hafennähe. Dort versammelten sich Angehörige der Opfer und Verletzten auf dem Platz gegenüber der Kirche Notre-Dame de la Délivrance zu einem Gebetsmoment. Es folgten eine stille Prozession zum Hafen und die Baumpflanzung als Zeichen des Erinnerns. Weitere Bäume sollen in den kommenden Wochen folgen. Der libanesische Kultusminister kündigte zudem an, das am 4. August explodierte Getreidesilo als historisches Denkmal unter Schutz zu stellen.
Nähe des Papstes
In dieser Atmosphäre des Gedenkens ließ auch Papst Leo?XIV. seine Nähe zum libanesischen Volk spüren. In einer Botschaft, unterzeichnet vom Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, versicherte der Papst seine geistliche Verbundenheit mit den Betroffenen: ?Die Tränen Christi vereinen sich mit unseren angesichts des Verlusts und des Schmerzes unserer Lieben“, heißt es in dem Schreiben. Der Papst betonte: ?Der Tod hat und wird niemals das letzte Wort haben.“
?Papst Leo?XIV. möchte allen, deren Herz verwundet ist oder die durch diese Katastrophe alles verloren haben, erneut sein Mitgefühl ausdrücken“, so die Botschaft weiter. ?Der geliebte und leidende Libanon bleibt im Zentrum seiner Gebete.“
Nuntius über die Gedenkfeier
Die Worte wurden bei der Gedenkfeier vom Apostolischen Nuntius in Beirut, Erzbischof Paolo Borgia, verlesen. Im Gespräch mit den vatikanischen Medien schilderte Borgia den emotionalen Charakter des Gedenkens und erinnerte an frühere Zeichen der Nähe, darunter das Treffen von Papst Franziskus mit einer Delegation von Angehörigen der Opfer am 26. August 2024.
?Damals wurde der Ruf nach Gerechtigkeit und Wahrheit laut – ein Ruf, den auch Papst Franziskus aufgegriffen hat“, so Borgia. Die Aufarbeitung der Tragödie sei kompliziert und mit vielen Interessenskonflikten behaftet, dennoch gebe es erste Fortschritte. ?Es gibt etwas mehr Hoffnung als zuvor, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns.“
Die laufenden Ermittlungen befänden sich weiterhin in einer frühen Phase, erklärte der Nuntius. Derzeit würden Zeugen befragt, doch die betroffenen Familien warteten weiter auf Aufklärung: ?Es sind Todesfälle, für die es noch keine Erklärung gibt – das belastet das ganze Land.“
Jugend will anderes Libanon aufbauen
Der Libanon befindet sich auch politisch und gesellschaftlich weiterhin in einer angespannten Lage. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen im Süden herrsche ein fragiles Gleichgewicht, so Borgia. Er hoffe auf politische Lösungen, sowohl innerhalb des Landes als auch im internationalen Kontext.
Trotz der Herausforderungen zeige die libanesische Jugend Zeichen von Hoffnung, sagte der Nuntius mit Blick auf die libanesischen Fahnen, die während des Jugendjubiläums in Rom sichtbar waren: ?Sie stehen für eine gelebte Glaubenstradition und die Verbundenheit mit dem Papst. Es ist das Zeugnis einer jungen Generation, die trotz allem aufbrechen und ein anderes Libanon aufbauen will.“
(vatican news)
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