Papst bei Generalaudienz: Raum schaffen für Gott
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Im Rahmen der Katechesenreihe ?Jesus Christus, unsere Hoffnung“ wird Papst Leo in den nächsten Wochen das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu in den Blick nehmen. Bei seiner zweiten Generalaudienz nach der Sommerpause im Juli stellte das Kirchenoberhaupt ein Wort in den Mittelpunkt, ?das einfach erscheint, aber ein kostbares Geheimnis des christlichen Lebens birgt: vorbereiten.“
Ausgehend von der Frage der Jünger im Markusevangelium, wo sie das Paschamahl für den Herrn vorbereiten sollten, erklärte der Papst, dass damit das Wesen echter Liebe definiert werde.
Liebe: Das Ergebnis einer bewussten Entscheidung
?In dieser Episode offenbart uns das Evangelium, dass Liebe nicht das Ergebnis des Zufalls, sondern einer bewussten Entscheidung ist: keine einfache Reaktion, sondern eine Entscheidung, die Vorbereitung erfordert. Jesus geht seinen Leidensweg nicht zufällig, sondern aus Treue zu einem Weg, den er frei und bewusst eingeschlagen hat. Und das ist unser Trost: zu wissen, dass das Geschenk seines Lebens aus einer tiefen Absicht heraus entstanden ist, und nicht aus einem plötzlichen Impuls.“
Und das Evangelium zeige uns auch, dass Gott uns immer vorausgehe. Der ?bereits vorbereitete Raum“ stehe sinnbildlich für das menschliche Herz – leer, aber bereit, gefüllt zu werden mit seiner Gegenwart. Doch diese Gegenwart brauche auch unsere Bereitschaft.
?Das Paschafest, das die Jünger vorbereiten müssen, ist in Wahrheit bereits im Herzen Jesu vorbereitet. Er ist es, der an alles gedacht, alles vorbereitet und alles entschieden hat. Dennoch bittet er seine Freunde, ihren Teil dazu beizutragen. Das lehrt uns etwas Wesentliches für unser geistliches Leben: Die Gnade nimmt uns unsere Freiheit nicht, sie lässt sie wirken. Das Geschenk Gottes hebt unsere Verantwortung nicht auf, es macht sie fruchtbar.“
Erwartungen loslassen...
Vorbereiten heiße aber nicht, mehr zu leisten, sondern Platz zu schaffen – im Herzen, im Alltag, in unseren Beziehungen. Es bedeute, Erwartungen loszulassen, zu vergeben und aufmerksam zu sein, erklärte der Pontifex. Und was das konkret bedeutet, beschrieb er wie folgt:
?Jede Geste der Verfügbarkeit, jeder Akt der Großzügigkeit, jede im Voraus geschenkte Vergebung, jede geduldig angenommene Mühe ist ein Weg, einen Ort vorzubereiten, an dem Gott wohnen kann. Deshalb dürfen wir uns fragen: Welche Räume in meinem Leben muss ich neu ordnen, damit sie bereit sind, den Herrn aufzunehmen? Was bedeutet ?vorbereiten“ heute für mich? Vielleicht bedeutet es, auf einen Anspruch zu verzichten; aufzuhören, darauf zu warten, dass der andere sich ändert; den ersten Schritt zu machen. Vielleicht heißt es, mehr zuzuhören, weniger zu handeln, oder zu lernen, auf das zu vertrauen, was bereits vorbereitet wurde.“
Abschließend gab Papst Leo seinen Zuhörern noch folgenden Denkanstoß:
?Wenn wir die Einladung annehmen, den Ort der Gemeinschaft mit Gott und untereinander vorzubereiten, entdecken wir, dass wir von Zeichen, Begegnungen und Worten umgeben sind, die uns zu diesem geräumigen, bereits vorbereiteten Saal führen, in dem das Geheimnis einer unendlichen Liebe unaufhörlich gefeiert wird: Einer Liebe, die uns trägt und uns immer vorausgeht.“
(vaticannews – skr)
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