Papst Leo XIV.: ?Vergebung befreit“
Birgit Pottler - Vatikanstadt
Im Evangelium ging es um Judas, den Verräter. In der Katechese von Papst Leo ging es vielmehr um Liebe, die Freiheit lässt, und Vergebung, die der Reue zuvorkommt.
?Jesus, der wusste, dass seine Stunde gekommen war […] liebte die Seinen bis zur Vollendung“ (Joh 13,1-2)“, heißt es im Evangelium. ?Lieben bis zur Vollendung: Das ist der Schlüssel, um das Herz Christi zu verstehen“, betonte Leo XIV. in seiner Katechese. Es sei ?eine Liebe, die vor Ablehnung nicht Halt macht, nicht vor Enttäuschung, nicht einmal vor Undankbarkeit“.
Jesus kenne die Stunde, aber er erleide sie nicht, vielmehr wähle er sie bewusst, so der Papst. ?Er selbst erkennt den Moment, in dem seine Liebe durch die schmerzhafteste Wunde gehen muss – die des Verrats. Und anstatt sich zurückzuziehen, anzuklagen, sich zu verteidigen… liebt er weiter: Er wäscht die Füße, er taucht das Brot ein und reicht es.“
Wahre Vergebung wartet nicht auf Reue
Mit dieser Geste ginge Jesu in seiner Liebe bis zum Äußersten und sage damit: ?Wahre Vergebung wartet nicht auf Reue, sondern schenkt sich zuerst, als freies Geschenk, noch bevor sie angenommen wird.“ Diese Geste zeige uns, ?dass Gott alles – wirklich alles – unternimmt, um zu uns zu kommen, auch in der Stunde, in der wir ihn zurückweisen“.
Vergebung sei keine Schwäche, so der Papst. ?Es ist die Fähigkeit, dem anderen seine Freiheit zu lassen, und ihn dennoch bis zum Ende zu lieben. Die Liebe Jesu verneint nicht die Wahrheit des Schmerzes, aber sie lässt nicht zu, dass das Böse das letzte Wort hat.“ Das gelte für Jesus, aber auch für jeden einzelnen – wenn Beziehungen zerbrechen oder Lebenswege sich verstricken. Das Evangelium zeige, ?dass es immer einen es immer einen Weg gibt, weiterhin zu lieben, auch wenn alles hoffnungslos verfahren erscheint“. Vergeben bedeute nicht, so zu tun, als sei nichts geschehen, sondern zu verhindern, dass neuer Schmerz, neues Übel entsteht. ?Vergebung bedeutet alles zu tun, damit nicht der Groll über die Zukunft entscheidet.“
Mit Würde weitergehen
Leo XIV. verneint nicht die Erfahrung dunkler Nächte, ?in denen uns jemand verletzt oder verraten hat. In solchen Momenten ist die Versuchung groß, uns zu verschließen, uns zu schützen, den Schlag zurückzugeben.“ Doch Jesus zeige – wie mit der Geste des Brotreichens im Evangelium – einen anderen Weg: ?Dass man mit dem Schweigen des Vertrauens antworten kann. Und dass man mit Würde weitergehen kann, ohne auf die Liebe zu verzichten.“
Vergeben zu können, sei eine Gnade, sie schenke Licht und in ihr erreiche die Liebe ihren Höhepunkt: Jesus zeige ?dass lieben bedeutet, dem anderen die Freiheit zu lassen – auch zu verraten – ohne jemals aufzuhören zu glauben, dass sogar diese Freiheit, verwundet und verirrt, der Täuschung der Finsternis entrissen werden und dem Licht des Guten anvertraut werden kann.“
?Ich wünsche Euch, dass ihr diese wunderbare Erfahrung oft machen dürft“, sagte der Papst an die deutschsprachigen Pilger gewandt. ?Durch die Vergebung durchbricht die Liebe den Teufelskreis der Vergeltung und schenkt unseren Herzen Freiheit und Frieden.“
Mehr als eine Stunde blieb der Papst im Anschluss an die Audienz noch in der Halle, grüßte und segnete die Gläubigen aus vielen verschiedenen Ländern. Aufmerksamkeit erregte ein besonderes Geschenk für den Papst: eine Tischtennisplatte mit päpstlichem Wappen. Unter Applaus versuchte Leo XIV. sich mit den ebenfalls personalisierten Schlägern und Bällen.
Im Petersom ging er durch die Reihen und wechselte auch hier einige persönliche Worte mit den Audienzbesuchern. Mit freien Worten auf Englisch, Spanisch und Italienisch fasste er den Kern seiner Katechese zusammen: ?Vergebung ist das große Zeichen echter Liebe." Vergebung sei nie vergebens, denn sie schenke Frieden. Und Frieden sei ?so notwendig in unserer Welt".
(vatican news)
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