Politik braucht Hoffnung - Papst fordert Dienst am ganzen Menschen
von Birgit Pottler
?Wahres menschliches Gedeihen entspringt dem, was die Kirche ?ganzheitliche menschliche Entwicklung‘ nennt – also der vollen Entfaltung des Menschen in allen Dimensionen: physisch, sozial, kulturell, moralisch und geistlich“, sagte der Papst bei einer Audienz für die Teilnehmer der Jahresversammlung des International Catholic Legislators Network (ICLN).
Ganzheitliches Gedeihen statt Konsumdenken
Politik müsse eine Welt gestalten, ?in der Macht durch das Gewissen gezügelt und das Recht in den Dienst der Menschenwürde gestellt wird“, mahnte der Papst. Zugleich warnte er vor Resignation. ?Ebenso ermutige ich Sie, jene gefährliche und selbstzerstörerische Haltung zurückzuweisen, die sagt, dass sich ohnehin nichts ändern könne.“
Augustinus’ ?zwei Städte“ als Deutungsrahmen
Als Vorbild verwies Leo XIV. auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo, der inmitten gesellschaftlicher Umbrüche sein Werk De civitate Dei schrieb. Augustinus habe gezeigt, ?dass innerhalb der Menschheitsgeschichte zwei ?Städte‘ miteinander verflochten sind: die Stadt des Menschen und die Stadt Gottes“. Sie bezeichneten zwei geistliche Wirklichkeiten und Ausrichtungen des Herzens, erläuterte der Papst, selbst Augustiner. ?Die Stadt des Menschen, gegründet auf Stolz und Eigenliebe, ist geprägt vom Streben nach Macht, Ansehen und Vergnügen; die Stadt Gottes, gegründet auf die Liebe zu Gott bis zur Selbstlosigkeit, ist gekennzeichnet von Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Demut.“
Orientierung in Zeiten des Umbruchs
Augustinus habe die Menschen ermutigt, ?die irdische Gesellschaft mit den Werten des Reiches Gottes zu durchdringen“ und so menschliches Wachstum möglich zu machen. Diese Vision gebe auch angesichts der heutigen Veränderungen Halt, bekräftigte Leo XIV. – angesichts ?des Aufkommens neuer Machtzentren, des Wandels alter Allianzen und des beispiellosen Einflusses globaler Konzerne und Technologien – ganz zu schweigen von zahlreichen gewaltsamen Konflikten“. Die katholischen Abgeordneten und Verantwortungsträger forderte er auf, ?Brückenbauer zwischen der Stadt des Menschen und der Stadt Gottes zu sein“.
Das ICLN ist ein 2010 gegründetes Netzwerk katholischer Politiker und Gesetzgeber aus aller Welt. Es soll Abgeordnete im Glauben stärken, sie vernetzen und ihnen Orientierung geben, christliche Werte im politischen Alltag umzusetzen.
Die kirchliche Sicht auf den Menschen wurzle im Naturrecht, so Leo XIV., ?der moralischen Ordnung, die Gott ins menschliche Herz eingeschrieben hat“. Echtes Gedeihen sei möglich, ?wenn Menschen nicht nur genießen, was sie haben, ?sondern erkennen, was sie sind: Kinder Gottes“, sagte der Papst, und erinnerte die Politiker und Abgeordneten an Freiheit und Solidarität. Eine ganzheitliche und gute Entwicklung des Menschen ?umfasst die Freiheit des Menschen, die Wahrheit zu suchen, Gott zu verehren und Familien in Frieden zu gründen. Diese Freiheit sei ebenso verbunden mit ?Harmonie mit der Schöpfung und einem Gefühl der Solidarität über soziale Klassen und Nationen hinweg“. Er erinnerte an die Worte des Johannesevangeliums: Christus sei gekommen, ?damit wir das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).
Papst Franziskus habe Anfang des Jahres bei den Diplomaten des Heiligen Stuhls die Notwendigkeit einer ?Diplomatie der Hoffnung“ betont, so Papst Leo XIV. ?Ich möchte hinzufügen, dass wir ebenso eine ,Politik der Hoffnung‘ und eine ,Wirtschaft der Hoffnung‘ brauchen.“ So könnten Menschen auch heute das Licht Christi in die Gesellschaft bringen.
(vatican news)
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