Papst: Bewahrung der Sch?pfung ist Frage der Menschlichkeit
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
?Samen des Friedens und der Hoffnung“: so lautet das noch von Papst Franziskus ausgewählte Motto des diesjährigen Weltgebetstags für die Bewahrung der Schöpfung, der am 1. September begangen wird und die ökumenische Schöpfungszeit einläutet.
Mit Verweis auf den Propheten Jesaja, der beschreibt, wie ?Gottes Geist selbst die Wüste in einen Garten verwandelt, in dem Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit herrschen“ (Jes 32,17), macht der Papst klar, dass diese Vision kein frommer Wunsch bleiben dürfe, sondern zum konkreten Handeln aufrufe.
Die Zerstörung der Natur betrifft vor allem die Armen
Das katholische Kirchenoberhaupt warnt eindringlich vor den zerstörerischen Auswirkungen menschlicher Gier, Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit, die in Form des menschengemachten Klimawandels – wie Entwaldung, Umweltzerstörung und Verlust der Biodiversität – inzwischen weltweit sichtbar seien. Doch trotz der ?mittel- und langfristigen Auswirkungen der menschlichen und ökologischen Verwüstung durch bewaffnete Konflikte“ scheine noch immer ?kein Bewusstsein dafür zu bestehen, dass die Zerstörung der Natur nicht alle gleichermaßen trifft.
Wenn die Natur zum Tauschobjekt wird...
Am härtesten treffe die Missachtung von Gerechtigkeit und Frieden die Ärmsten und die Ausgegrenzten – allen voran die indigenen Gemeinschaften, deren Lebensräume bedroht seien –, beklagt der Papst und kritisiert die wirtschaftliche Instrumentalisierung der Natur, die manchmal selbst zum ?Tauschobjekt“ werde, ?zu einem Gut, mit dem gehandelt wird, um wirtschaftliche oder politische Vorteile zu erlangen. In einer solchen Dynamik wird die Schöpfung zu einem Ort des Kampfes um die Kontrolle über lebenswichtige Ressourcen.“
Nicht Plünderer, sondern Hüter der Schöpfung sein
Der ungerechten Verteilung der Rohstoffe, die die schwächsten Bevölkerungsgruppen benachteiligt und die soziale Stabilität untergräbt, setzt Papst Leo das biblische Bild des Menschen als ?Hüter der Schöpfung“ entgegen: ?Während ?bebauen‘ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist mit ?hüten‘ schützen, bewahren, erhalten gemeint. Das schließt eine Beziehung verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen und der Natur ein“ (’, 67).
Umweltgerechtigkeit dürfe also nicht als ?abstraktes Konzept“ betrachtet werden, sondern als ?dringende Notwendigkeit“, die mit sozialer und theologischer Verantwortung verbunden sei, heißt es in der Botschaft weiter.
?In einer Welt, in der die Schwächsten als Erste unter den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, der Entwaldung und der Umweltverschmutzung leiden, wird die Bewahrung der Schöpfung zu einer Frage des Glaubens und der Menschlichkeit,“ stellt Papst Leo fest und betont die Notwendigkeit, die christliche Berufung zum Schutz der Schöpfung praktisch umzusetzen.
Als konkretes Beispiel nennt er das Bildungsprojekt zur Förderung einer ganzheitlichen Ökologie und eines nachhaltigen Lebensstils ?Borgo Laudato si’“, das ?Papst Franziskus uns in Castel Gandolfo als Vermächtnis hinterlassen hat, als Samenkorn, das Früchte der Gerechtigkeit und des Friedens tragen kann.“
Hintergrund
2023 ließ Papst Franziskus die Päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo zu einem Zentrum für ökologische Bildung und Landwirtschaft umbauen, das er nach seiner 2015 erschienenen Umwelt-Enzyklika benannte: "Borgo Laudato Si". Die 55 Hektar große Anlage, die seit dem frühen 17. Jahrhundert von den Päpsten als Sommerresidenz genutzt wurde, umfasst neben zwei Palästen und parkähnlichen Anlagen auch landwirtschaftlich genutzte Flächen und Gebäude. Franziskus war auch der erste Papst, der mit Laudato si' eine eigene Enzyklika zum Thema Umwelt, Schöpfung, Ökologie geschrieben hat.
(vaticannews - skr)
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