Papst zu Fronleichnam: Sichtbares Zeichen des gelebten Glaubens
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der offizielle Termin des Hochfestes des Leibes und Blutes Christi ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten. 2017 verlegte Papst Franziskus Messe und Prozession auf den darauffolgenden Sonntag. Das im Mittelalter entstandene Fest feiert die Gegenwart des auferstandenen Christus in den Gaben von Brot und Wein in der Eucharistiefeier. Papst Urban IV. führte Fronleichnam 1264 als allgemeines Kirchenfest ein. Zu Fronleichnam bezeugen die Katholiken ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.
?Brot des Lebens, Kelch des Heils, wahrer Leib, lebend’ger Trank, Speise voll Gnade für die Welt:“ Mit diesen Worten aus dem italienischen Kirchenlied "Pane di vita" begleitete die Schola die Eingangsprozession auf den mit Gläubigen gefüllten Platz vor der Fassade der Basilika, die als offizieller Sitz des Papstes die älteste und wichtigste Kirche Roms ist: St. Johannes im Lateran.
Nach der Lesung erklang die Sequenz ?Lauda Sion Salvatorem“. Das geistliche Meisterwerk des Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert wird traditionell am Fronleichnamsfest gesungen und feiert die wahre Gegenwart Christi in der Eucharistie.
Das Mitgefühl Jesu mit den Leidenden: Ausdruck der liebevollen Nähe Gottes
In seiner Predigt ging Papst Leo vom Passus aus dem Lukasevangelium (9,11) aus, in dem von der Volksmenge berichtet wird, die stundenlang beim Herrn blieb, während er vom Reich Gottes sprach und die Kranken heilte.
?Das Mitgefühl Jesu mit den Leidenden ist Ausdruck der liebevollen Nähe Gottes, der in die Welt kommt, um uns zu retten,“ stellte der Papst fest. ?Wenn Gott herrscht, dann ist der Mensch von allem Bösen befreit. Doch auch für diejenigen, die die frohe Botschaft Jesu hören, kommt die Stunde der Prüfung. An jenem verlassenen Ort, an dem die Menschen dem Meister zugehört haben, wird es Abend, und es gibt nichts zu essen. Der Hunger der Menschen und der Sonnenuntergang sind Zeichen für die Endlichkeit, die auf der Welt, auf jedem Geschöpf liegt: Der Tag endet, wie auch das Leben der Menschen. In diesem Moment, in der Zeit der Not und der Schatten, bleibt Jesus in unserer Mitte.“
Der gleichgültige Hochmut, der Schmerz und Ungerechtigkeit verursacht...
Den Bogen zu unserer Zeit schlagend, führte der Pontifex weiter aus:
?An die Stelle der im Evangelium erwähnten Volksmenge treten heute ganze Völker, die mehr noch durch die Gier der anderen als durch ihren eigenen Hunger gedemütigt werden. Angesichts des Elends so vieler ist der Überfluss bei einigen wenigen ein Zeichen für gleichgültigen Hochmut, der Schmerz und Ungerechtigkeit verursacht. Statt zu teilen, verschwendet solche Üppigkeit die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit. Gerade in diesem Heiligen Jahr bleibt das Beispiel des Herrn für uns ein dringliches Kriterium für unser Handeln und für unseren Dienst: Das Brot zu teilen, um die Hoffnung zu vermehren, bedeutet, das Kommen des Reiches Gottes zu verkünden.“
Danach griff das Kirchenoberhaupt folgenden zentralen Gedanken aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther auf, der in das Thema der Einheit in Christus durch die Eucharistie einführt: ?Denn ein Brot ist es, so sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (10,17).
Durch das Sakrament des eucharistischen Brotes werde ?die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht. Alle Menschen werden zu dieser Einheit mit Christus gerufen, der das Licht der Welt ist: Von ihm kommen wir, durch ihn leben wir, zu ihm streben wir hin“, stellte das Kirchenoberhaupt mit Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil fest (Dogmatische Konstitution , 3).
Fronleichnamsprozession: Zeichen eines Glaubens, der sich in Bewegung setzt
Die Fronleichnamsprozession, die nicht nur ein äußerliches Zeichen ist, sondern Ausdruck eines tiefen inneren Geschehens – eines Glaubens, der sich in Bewegung setzt –, beschrieb das Kirchenoberhaupt wie folgt:
?Gemeinsam, Hirten und Herde, nähren wir uns vom Allerheiligsten Sakrament, beten es an und tragen es durch die Straßen. Auf diese Weise zeigen wir es den Augen, den Gewissen, den Herzen der Menschen. Den Herzen derer, die glauben, damit sie fester glauben; den Herzen derer, die nicht glauben, damit sie sich fragen, welchen Hunger wir in unser Seele haben und welches Brot ihn stillen kann.“
Fronleichnam ist also nicht bloß ein Festtag mit Traditionen und Blumenteppichen: Es ist der Tag, an dem die Kirche sichtbar macht, was sie innerlich trägt: Christus, das Brot des Lebens.
Die Predigt des Papstes endete mit einer Einladung an alle, sich in dieser Sendung als Zeugen der göttlichen Liebe zu verstehen: ?Gestärkt durch die Nahrung, die Gott uns schenkt, bringen wir Jesus zu den Herzen aller, denn Jesus bezieht alle in das Werk der Erlösung mit ein und lädt jeden ein, an seinem Tisch teilzuhaben. Selig sind die Geladenen, die zu Zeugen dieser Liebe werden!“
Die Prozession mit dem Allerheiligsten
Nach der heiligen Messe begann die von feierlichen Gesängen und Gebeten begleitete knapp einstündige Prozession durch die römische Innenstadt in Richtung Santa Maria Maggiore. Seit 2017 nahm erstmals wieder ein Papst an der traditionellen Fronleichnamsprozession im Herzen Roms teil. Papst Leo trug die von einem ?Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmte Monstranz bei auch abends noch hochsommerlichen Temperaturen durch die Straßen Roms, die von zahlreichen Gläubigen gesäumt waren. Vor der Basilka Santa Maria Maggiore spendete der Papst dann nach einem stillen Gebet mit dem Allerheiligsten in der Monstranz den eucharistischen Segen.
Hintergrund
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte vor dem Hintergrund seiner Herkunft aus dem kommunistischen Polen auf die Form einer öffentlichen Glaubenskundgebung mit einer Fronleichnamsprozession besonderes Gewicht gelegt. 1982 hielt er erstmals die Messe zum Festtag am frühen Donnerstagabend vor der Lateranbasilika und trug die Monstranz anschließend persönlich zur Basilika Santa Maria Maggiore. Später wurde dafür ein umgebauter Pritschenwagen benutzt, auf dem der Papst vor der Monstranz kniete.
Franziskus hatte seit seinem Amtsantritt auf die Mitfahrt verzichtet. 2017 verlegte er Messe und Prozession von ihrem eigentlichen Termin am Donnerstag auf den folgenden Sonntag, um mehr Gläubigen die Teilnahme zu ermöglichen und den römischen Werktagsverkehr nicht unnötig zu behindern. 2018 brach Franziskus mit der päpstlichen Fronleichnams-Tradition und feierte die Messe in Ostia, im Jahr darauf im römischen Vorort Casal Bertone. 2020 und 2021 fand die Fronleichnamsmesse wegen der Corona-Pandemie im kleinen Kreis im Petersdom statt. Danach musste sie zwei Mal wegen gesundheitlicher Probleme des Papstes abgesagt werden.
(vaticannews – skr)
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