Leo XIV. an die Vatikan-Mitarbeitenden: Die Rede im Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich freue mich, Sie alle begrüßen zu dürfen, die Sie die Arbeitsgemeinschaft der Römischen Kurie, des Governatorates und des Vikariats von Rom bilden.
Ich grüße die Leiter der Dikasterien und die anderen Oberen, die Büroleiter und alle Beamten sowie die Autoritäten der Vatikanstadt, die Führungskräfte und die Angestellten. Es freut mich sehr, dass auch zahlreiche Familienangehörige den Samstag genutzt haben, um hier zu sein.
Dieses erste Treffen ist sicherlich nicht der richtige Moment für programmatische Reden, sondern vielmehr eine Gelegenheit für mich, Ihnen für Ihren Dienst zu danken, den ich sozusagen von meinen Vorgängern ?geerbt“ habe. Ja, wie Sie wissen, bin ich erst vor zwei Jahren hierher gekommen, als der geliebte Papst Franziskus mich zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe ernannt hat. Damals habe ich die Diözese Chiclayo in Peru verlassen und bin hierher gekommen, um zu arbeiten. Was für eine Veränderung! Und jetzt... Was soll ich sagen? Nur das, was Simon Petrus zu Jesus am See von Tiberias gesagt hat: ?Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Joh 21,17).
Die Päpste kommen und gehen, die Kurie bleibt. Das gilt für jede Teilkirche, für die Bischofskurie. Und das gilt auch für die Kurie des Bischofs von Rom. Die Kurie ist die Institution, die das historische Gedächtnis einer Kirche, des Dienstes ihrer Bischöfe, bewahrt und weitergibt.
Gedächtnis als wesentliches Element
Das ist sehr wichtig. Das Gedächtnis ist ein wesentliches Element in einem lebendigen Organismus. Es ist nicht nur auf die Vergangenheit ausgerichtet, sondern nährt die Gegenwart und gibt der Zukunft Orientierung. Ohne Erinnerung geht der Weg verloren, er verliert seine Richtung
Das, meine Lieben, ist der erste Gedanke, den ich mit Ihnen teilen möchte: In der Römischen Kurie zu arbeiten bedeutet, dazu beizutragen, die Erinnerung an den Apostolischen Stuhl in dem lebenswichtigen Sinne, den ich gerade erwähnt habe, lebendig zu erhalten, damit das Amt des Papstes bestmöglich ausgeübt werden kann. Analog dazu lässt sich dies auch über die Dienste des Staates der Vatikanstadt sagen.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, auf den ich hinweisen möchte, der den Aspekt der Erinnerung ergänzt, nämlich die missionarische Dimension der Kurie und jeder Institution, die mit dem Petrusdienst verbunden ist. Darauf hat Papst Franziskus sehr viel Wert gelegt, der im Einklang mit dem in dem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium dargelegten Projekt die Römische Kurie im Hinblick auf die Evangelisierung mit der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium reformiert hat. Und dies hat er in der Nachfolge seiner Vorgänger, insbesondere des heiligen Paul VI. und des heiligen Johannes Paul II., getan.
Wie Sie wissen, ist die Erfahrung der Mission Teil meines Lebens, und zwar nicht nur als Getaufter, wie für uns alle Christen, sondern weil ich als Augustiner Missionar in Peru war und meine pastorale Berufung inmitten des peruanischen Volkes gereift ist. Ich kann dem Herrn für dieses Geschenk nie genug danken! Dann war der Ruf, der Kirche hier in der Römischen Kurie zu dienen, eine neue Mission, die ich in den letzten zwei Jahren mit Ihnen gemeinsam ausgeübt habe. Und ich setze sie fort und werde sie fortsetzen, solange Gott es will, in diesem Dienst, der mir anvertraut wurde.
Deshalb wiederhole ich Ihnen, was ich in meiner ersten Begrüßung am Abend des 8. Mai gesagt habe: ?Wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, den Dialog pflegt und stets offen ist, alle mit offenen Armen aufzunehmen, alle, die unsere Nächstenliebe, unsere Gegenwart, den Dialog und die Liebe brauchen“.
Diese Worte waren an die Kirche von Rom gerichtet. Und nun wiederhole ich sie mit Blick auf die Sendung dieser Kirche gegenüber allen Kirchen und der ganzen Welt, der Gemeinschaft und Einheit in Liebe und Wahrheit zu dienen.
Die Aufgabe des Herrn
Der Herr hat Petrus und seinen Nachfolgern diese Aufgabe gegeben, und Sie alle wirken auf unterschiedliche Weise an diesem großen Werk mit. Jeder leistet seinen Beitrag, indem er seine tägliche Arbeit mit Engagement und auch mit Glauben verrichtet, denn Glaube und Gebet sind wie Salz für die Speisen, sie geben ihnen Geschmack.
Wenn wir also alle an der großen Sache der Einheit und der Liebe mitwirken müssen, dann versuchen wir dies vor allem durch unser Verhalten in den Situationen des Alltags, angefangen beim Arbeitsumfeld. Jeder kann durch seine Haltung gegenüber den Kollegen Einheit schaffen, indem er unvermeidliche Missverständnisse mit Geduld und Demut überwindet, sich in die Lage anderer versetzt, Vorurteile vermeidet und auch eine gute Portion Humor mitbringt, wie uns Papst Franziskus gelehrt hat.
Liebe Brüder und Schwestern, ich danke Ihnen nochmals von Herzen! Wir befinden uns im Monat Mai: Bitten wir gemeinsam die Jungfrau Maria, dass sie die Römische Kurie und den Vatikan sowie Ihre Familien, insbesondere die Kinder, die älteren Menschen und die Kranken und Leidenden, segnen möge.
Ave Maria...
(vatican news - ck)
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