Papst: Geschichte schreiben die Friedensstifter
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
?Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden!“: mit diesem in den Ostkirchen gebräuchlichen Ostergruß begrüßte Papst Leo XIV. in der vollbesetzten vatikanischen Audienzhalle die Gäste der ersten Heilig-Jahr-Feier, die nach vielen Monaten wieder mit dem katholischen Kirchenoberhaupt stattfinden konnte: die Vertreter der katholischen Ostkirchen.
?Ihr seid wertvoll. Wenn ich euch ansehe, denke ich an die Vielfalt eurer Herkunft, an eure glorreiche Geschichte und die bitteren Leiden, die viele eurer Gemeinschaften erdulden mussten oder noch immer erdulden“, würdigte Leo XIV. die Vertreter der 23 katholischen Ostkirchen, die in voller Gemeinschaft mit dem Papst stehen. Mehr als 5.000 Gläubige und Vertreter der katholischen Ostkirchen, darunter Patriarchen und Metropoliten, waren zur Heilig-Jahr-Feier der Ostkirchen, die vom 12.-14. Mai in Rom stattfindet, in die Ewige Stadt gekommen.
Immenser Beitrag der Ostkirchen
An die Lehren seiner Vorgänger, Leo XIII. und Johannes Paul II. erinnernd, würdigte der Papst den Reichtum des östlichen Ritus. Besonders in der Diaspora müsse der Glaube der Ostkirchen bewahrt werden:
?Die Kirche braucht euch! Der Beitrag, den uns der christliche Osten heute bieten kann, ist immens! Wie groß ist doch unser Bedürfnis danach, den Sinn für das Geheimnis wiederzugewinnen, der in euren Liturgien lebendig geblieben ist: Liturgien, die den Menschen in seiner Ganzheit einbeziehen, die die Schönheit des Heils besingen und Staunen darüber hervorrufen, wie die Größe Gottes unsere menschliche Kleinheit umfängt! Ebenso wichtig ist es, insbesondere im christlichen Westen, den Sinn für den Primat Gottes, die Bedeutung der Mystagogik und die für die östliche Spiritualität so typischen Werte wiederzuentdecken.“
Mit Bezug auf Papst Franziskus, der die Kirchen des Ostens ?Märtyrerkirchen“ genannt hat, erinnerte der neue Pontifex an die vielen Christen aus dem Osten, die wegen ?Krieg und Verfolgung, Instabilität und Armut“ gezwungen seien, ihre Heimat zu verlassen und die dabei riskierten, auch ihre religiöse Identität zu verlieren.
Konfliktherde in der Welt
Der Pontifex erinnerte an die Konfliktherde im Heiligen Land, in der Ukraine, im Libanon und in Syrien, in Tigray und im Kaukasus: eine Gewalt, die ?Empörung hervorrufen sollte, weil hier im Namen militärischer Eroberung Menschenleben geopfert werden.“
In seiner mehrfach von tosendem Applaus unterbrochenen Rede betonte der Papst die Bereitschaft der Kirche, sich mit aller Kraft für den Frieden einzusetzen:
?Ich für meinen Teil werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit dieser Frieden Bestand hat. Der Heilige Stuhl ist stets gewillt, dazu beizutragen, dass sich Feinde an einen Tisch setzen, einander gegenüberstehen und miteinander sprechen, damit alle Völker wieder Hoffnung schöpfen können und ihre Würde zurückerlangen: die Würde, die ihnen zusteht, die Würde des Friedens. Die Völker unserer Welt sehnen sich nach Frieden.“
An die politischen Verantwortungsträger richtete der US-amerikanische Papst folgenden Appell:
?Lasst uns zusammenkommen, lasst uns miteinander sprechen, lasst uns verhandeln! Kriege sind nie unvermeidbar. Die Waffen können und müssen zum Schweigen gebracht werden, denn sie lösen keine Probleme, sondern verschärfen sie nur. Geschichte schreiben die Friedensstifter, nicht die, die Leid säen. Unsere Nachbarn sind nicht zuerst unsere Feinde, sondern unsere Mitmenschen; sie sind keine Verbrecher, die man hassen muss, sondern Männer und Frauen, mit denen wir sprechen können. Erteilen wir den manichäischen Vorstellungen eine Absage, die so typisch sind für diese Mentalität der Gewalt, die die Welt in Gute und Böse teilt! Die Kirche wird nie müde werden, zu fordern: ,Lasst die Waffen schweigen!'“
Den Christen die Möglichkeit geben, in ihrer Heimat zu bleiben...
Abschließend dankte der Papst den Gläubigen des Ostens für ihr Zeugnis des Glaubens, ihre Hoffnung und ihre Liebe und dafür, dass sie der Versuchung widerstünden, ihre Heimat zu verlassen.
?Man muss den Christen die Möglichkeit geben, in ihrer Heimat zu bleiben, und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit allen Rechten, die ihnen ein sicheres Leben garantieren. Ich bitte euch: Setzen wir uns dafür ein!“, so der abschließende Appell von Papst Leo XIV. bei seiner ersten Audienz im Rahmen der Feiern im Heiligen Jahr der Hoffnung.
(vaticannews – skr)
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