Leo XIV. erkl?rt Namenswahl: Sozialer Papst für eine neue Zeit
Mario Galgano - Vatikanstadt
Mit einer deutlichen Botschaft wandte sich Papst Leo XIV. an diesem Samstagvormittag im Vatikan an das Kardinalskollegium. Leo XIV. erinnerte an den schmerzlichen Abschied vom verstorbenen Papst Franziskus, aber auch an die geistliche Tiefe und die Hoffnung, die die Wahl eines neuen Pontifex mit sich bringt. In seiner Ansprache ging es auch um die Wahl seines Namens – und die damit verbundene programmatische Ausrichtung seines Pontifikats.
?Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich den Namen Leo XIV. gewählt“, erklärte der neue Papst. Dabei verwies er vor allem auf Papst Leo XIII., der 1891 mit seiner bahnbrechenden Enzyklika die soziale Frage ins Zentrum der katholischen Lehre rückte. ?Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, sagte Leo XIV.
Geistliches und soziales Erbe
Die Wahl des Namens ?Leo“ ist damit alles andere als symbolisch oder zufällig. Vielmehr greift der neue Papst auf ein reiches geistliches und soziales Erbe zurück, das er bewusst für die Gegenwart aktualisieren will. ?Die Kirche bietet auch heute ihren Schatz der Soziallehre an, um den Menschen Orientierung zu geben“, so Leo XIV. Damit verweist er darauf, eine Linie fortzusetzen, die Papst Franziskus mit seiner Option für die Armen begonnen hatte – erweitert um die Herausforderungen der digitalen Moderne.
In seiner Ansprache sprach Leo XIV. auch über die Verantwortung des Petrusamtes. ?Der Papst ist ein demütiger Diener Gottes und der Brüder, nichts weiter“, betonte er und würdigte zugleich die ?schlichte Hingabe und essenzielle Lebensweise“ seines Vorgängers. Der neue Papst zeigte sich dankbar für die Unterstützung des Kardinalskollegiums und erinnerte daran, dass niemand dieses Amt aus eigener Kraft tragen könne: ?Ich weiß, dass ich immer, immer auf die Hilfe des Herrn zählen kann.“
Zukunft der Kirche
Besondere Akzente setzte Leo XIV. auch im Blick auf die Zukunft der Kirche. Mit Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil rief er zu einer Fortsetzung des Weges der ?Synodalität“ auf, zu missionarischer Umkehr, zu stärkerer Kollegialität und zur liebevollen Hinwendung zu den Ausgegrenzten. Er zitierte das Schreiben seines Vorgängers und nannte ausdrücklich die ?pietà popolare“, die Volksfrömmigkeit, als Ausdruck des sensus fidei – des Glaubenssinns des Volkes Gottes.
?Die Kirche ist wie das wandernde Volk Israel in der Wüste: unterwegs unter der Wolkensäule und dem Feuerlicht Gottes“, sagte Leo XIV. Er wolle gemeinsam mit den Kardinälen und der ganzen Kirche diesen Weg fortsetzen, unter dem Zeichen von Hoffnung und Erneuerung. Dabei erinnerte er an die Worte Pauls VI. bei dessen Amtsantritt: ?Möge eine große Flamme des Glaubens und der Liebe über die ganze Welt ziehen.“
Das Treffen des Papstes mit den Kardinälen dauerte laut Matteo Bruni, Leiter des Pressebüros des Heiligen Stuhls, von 10 bis 12 Uhr und begann mit einem Grußwort von Kardinaldekan Re. Nach der Ansprache des Papstes meldeten sich mehrere Kardinäle mit Anregungen und Vorschlägen zu Wort.
Zum Abschluss bat der neue Papst um Gebet und Unterstützung: ?Das sollen auch unsere Gefühle sein – umgesetzt in Gebet und Einsatz mit Hilfe des Herrn. Danke!“
(vatican news)
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