Franziskus schreibt US-Bisch?fen: In Sorge über Migrationspolitik
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Kirche habe stets gelehrt, dass jeder Mensch – unabhängig von seinem Status – eine unveräußerliche Würde besitze, so der Papst an die US-Bischöfe; der Vatikan veröffentlichte den Brief auf Englisch und Spanisch. Christen wüssten sehr gut, dass ihre ?Identität als Personen und als Gemeinschaften nur dann ihre Reife erlangt, wenn wir die unendliche Würde aller Menschen bejahen".
Energisch wies der Papst die Vorstellung zurück, wonach es verschiedene Klassen von Menschen gebe, die je nach empfundener ethnischer, religiöser oder auch geographischer Nähe unterschiedliche Grade von Zuwendung verdienten. ?Die christliche Liebe ist keine konzentrische Ausdehnung von Interessen, die sich nach und nach auf andere Personen und Gruppen erstrecken", stellte Franziskus klar.
Zuletzt hatte der katholische Vizepräsident der USA, J.D. Vance, es als christliche Auffassung bezeichnet, ?erst die eigene Familie zu lieben, dann den Nachbarn, dann die lokale Gemeinschaft, dann die Mitbürger, und danach erst den Rest der Welt zu priorisieren". Der Papst empfahl in seinem Brief an die US-Bischöfe die Betrachtung des berühmten Gleichnisses vom ?barmherzigen Samariter“ (Lk 10,25-37). Diese Erzählung präsentiere die Liebe im christlichen Sinn, ?die eine ausnahmslos für alle offene Geschwisterlichkeit" aufbaue.
Papst: Staat hat das Recht, sich vor Gewaltverbrechen zu schützen
Weiter kritisierte der Papst, dass in den USA Migranten mit einem irregulären Status oft pauschal kriminalisiert würden: ?Ein gut gebildetes Gewissen kann nicht anders, als sich kritisch gegen Maßnahmen zu stellen, die die Illegalität von Migranten mit Kriminalität gleichsetzen.“ Gleichzeitig räumt Franziskus das Recht eines Staates ein, sich vor Gewaltverbrechen zu schützen. Allerdings seien viele der Betroffenen Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Armut, Unsicherheit, Ausbeutung oder Verfolgung verlassen mussten.
Recht und Menschlichkeit dürfen sich nicht widersprechen
Der Papst erinnert daran, dass das wahre Wesen eines Rechtsstaates daran zu messen sei, wie er die Schwächsten behandle. ?Das Gemeinwohl wird gefördert, wenn Gesellschaft und Regierung die Schwächsten schützen und integrieren – mit Kreativität und im strikten Respekt vor den Rechten aller“, betont Franziskus. Eine Migrationspolitik dürfe nicht auf der Grundlage von Privilegien für einige und Opfer für andere entstehen. ?Was mit Gewalt aufgebaut wird, endet schlecht.“
Er warnt zudem vor einer Identitätspolitik, die sich von Solidarität abkoppelt: ?Sich um die nationale oder persönliche Identität zu sorgen, ohne die Würde aller zu achten, führt leicht zu einer Ideologie, die das gesellschaftliche Leben verzerrt und die Herrschaft des Stärkeren zum Maßstab der Wahrheit macht.“
Ein Aufruf zur Solidarität
Franziskus lobt die Arbeit der US-Bischöfe, die sich für Migranten und Flüchtlinge einsetzen, und dankt ihnen für ihre Bemühungen. An die gesamte katholische Gemeinschaft und alle Menschen guten Willens richtet er einen klaren Aufruf: ?Wir dürfen uns nicht von Erzählungen beeinflussen lassen, die Migranten diskriminieren und unnötiges Leid verursachen. Vielmehr sind wir alle aufgerufen, Brücken zu bauen, Mauern der Schande zu vermeiden und unser Leben für andere einzusetzen.“
Abschließend ruft der Papst die Gläubigen dazu auf, sich unter den Schutz der Jungfrau von Guadalupe zu stellen, der Schutzpatronin Nord- wie Südamerikas. ?Möge die ?Virgen morena‘, die einst Völker versöhnt hat, uns helfen, als Brüder und Schwestern zusammenzukommen und eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen.“
(vatican news)
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