Südtirol: Bischof zieht Entscheidung zu Versetzung zurück
Bischof Muser zog nach Druck aus der Bevölkerung und verschiedener katholischer Verbände eine Anfang September getroffene, umstrittene Personal-Entscheidung zurück. Hintergrund: Zum 1. September hatte Muser einen Priester in ein Seelsorgeamt versetzt– obwohl dieser in einem Missbrauchsgutachten belastet wird, das das Bistum Anfang 2023 vorgestellt hatte. Der betreffende Geistliche wurde 2009 strafrechtlich freigesprochen, allerdings wegen Verjährung. Zivilrechtlich erhielt die betroffene Familie später eine Entschädigung in sechsstelliger Höhe.
Umdenken kommt gut an
Die stellvertretende Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung kritisierte die geplante Ernennung scharf, so habe der Bischof ?großen Schaden angerichtet" und einen ?Scherbenhaufen“ hinterlassen. Weiter prangerte sie den Vertrauensverlust durch das Vorgehen des Bischofs an und nannte diesen auch als einen Grund für die Abkehr vieler junger Menschen von der Kirche.
Die jetzt erfolgte Kehrtwende des Bischofs stößt auf Zustimmung. Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Irene Vieider, sprach von einem ?angemessenen Umgang mit einem Verdacht." Auch die Katholische Männerbewegung, die Katholische Jugend und die Jungschar begrüßten das Umdenken des Bischofs.
Der Einsatz des Priesters war durch eine Fachgruppe geprüft und unter Auflagen für vertretbar gehalten worden, das Vertrauen in die Kirche litt dennoch unter dieser Entscheidung. ?Ich war überzeugt, dass auch unter schwierigen Bedingungen eine Lösung möglich ist", sagte Muser am Samstag im ?Morgengespräch“ bei Rai Südtirol. ?Offenbar habe ich mich getäuscht.“ Er hofft nun, die richtige Entscheidung mit der Abberufung getroffen zu haben, denn ?das Wichtigste ist das Vertrauen“, sagte er. Künftig werde der Priester nach einer Sabbatzeit keinen seelsorgerischen Dienst in der Diözese mehr ausüben.
Das Anfang des Jahres veröffentlichte Gutachten zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Bozen-Brixen dokumentiert für den Zeitraum von 1964 bis 2023 insgesamt 75 Betroffene und 41 beschuldigte Priester.
(KNA – lyk)
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