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Die enge Tür.. Die enge Tür.. 

Unser Sonntag: Durchflutschen?

Was hat die enge Tür mit Afghanistan zu tun - einiges, findet Stefan von Kempis. Ein schwieriges Evangelium - das von der engen Tür. Luther und Benedikt XVI. fragten in Erfurt: Wie schaffe ich mir einen gn?digen Gott? Von Kempis kommt als Rheinl?nder zu der Erkenntnis: vielleicht flutschen wir durch die enge Tür.

 

Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen. Denn viele, sage ich euch, werden versuchen, hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Das ist natürlich ein sehr unangenehmes Evangelium heute, diese enge Tür.

Hier zum Nachhören

Mich erinnert das sofort an das Gleichnis Jesu von den Reichen. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich kommt. Also, die Tür ist ganz eng, sie ist praktisch schon zugefallen und man muss sich irgendwie noch durchquetschen. Das ist der Eindruck, der hier erweckt wird. Dabei heißt es im Evangelium an anderen Stellen: Ich bin die Tür zu den Schafen.

?Es geht also auch anders. Jesus als die offene Tür, durch die wir - seine Schafe - hindurchlaufen“

Es geht also auch anders. Jesus als die offene Tür, durch die wir - seine Schafe - hindurchlaufen. Denn er ist der gute Hirte. Das steht in einem anderen Evangelium, nicht hier bei Lukas. Also unangenehm, dieses Bild von der engen Tür, bei dem man sich bemühen muss, irgendwie noch hineinzuschlüpfen, und vielleicht auch mit Ach und Krach. Oder auf einmal ist es zu und man kommt überhaupt nicht mehr rein. Dann steht man davor und schreit und weint. Was haben wir denn falsch gemacht?

Abzug aus Afghanistan - eine enge Tür

Dieses Bild von der engen Tür erinnert mich auch sehr an den Abzug der westlichen Kräfte aus Afghanistan vor ein paar Jahren. Ich glaube vor drei Jahren ungefähr, als die Taliban in Afghanistan in Kabul über Nacht praktisch die Macht übernommen haben und alle möglichen Leute, vor allen Dingen die Afghanen, die für die bisherige Regierung westlich gestützt gearbeitet hatten, versuchten auf irgendeine Weise zum Flughafen von Kabul zu kommen und noch in irgendeine Maschine, die in Richtung Westen abhebt. Da sah man sie wirklich quälend vor sich, diese enge Tür. Viele, die auf dem Weg zum Flughafen von Taliban Checkpoints aufgehalten wurden, andere, die am Flughafen es dann nicht schafften, auf irgendeine Liste oder in irgendein Flugzeug zu kommen, das jetzt abhebt. Kinder, die aus der Menge Soldaten angereicht werden, damit wenigstens die Kinder in die Freiheit gelangen und der Rest der Familie bleibt zurück in der Gefangenschaft, "im neuen Afghanistan der Taliban". Das war die enge Tür, wie wir sie bei uns in den Fernsehnachrichten erlebt haben.

Niemand will die enge Tür spüren

Ein Erlebnis, das ich keinem Christen wünsche, auch nicht geistlich. Diese Enge der Tür zu spüren. Die Pharisäer zurzeit Jesu. Und man hat ja sehr oft auch gedanklich Jesus in der Gruppe der Pharisäer nahe gestellt oder in sie eingereiht. Die Gruppe der Pharisäer zurzeit Jesu war letztlich.Da gab es zwar viele Einzelmeinungen, aber letztlich davon überzeugt, dass alle Glieder des auserwählten Volkes Israel, des Volkes Gottes durch die Tür einziehen werden in das Reich Gottes und teilhaben werden am himmlischen Festmahl. Und Jesus hält dem dieses Bild von der engen Tür entgegen, von den Leuten, die draußen stehen, klopfen Herr, mach uns auf! Und er sagt: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Ich weiß nicht, wo ihr herkommt. Also das ist wirklich ein sehr schwieriges Evangelium und eigentlich eine Grundherausforderung, die sich quälend durch die ganze Geschichte des Christentums zieht. Wenn wir einmal genau hinschauen - in der Reformation ist das geradezu explodiert. Diese Heilsgewissheit von Martin Luther, dieses Bangen: Wie schaffe ich mir einen gnädigen Gott?

Urschrei der Reformation

Das war der Urschrei der Reformation, und Benedikt XVI.  hat ihn - das ist jetzt schon mehr als zehn Jahre her bei seinem Besuch im Augustinerkloster in Erfurt, in dem damals der Bruder Martinus Lutherus Mönch war, wiederholt: Wie schaffe ich den? Wie schaffe ich mir den gnädigen Gott? Diesen Schrei nach Rechtfertigung des Sünders vor dem Allmächtigen? Wie kann ich, kleiner Mensch, mich vor dem großen Gott rechtfertigen? Überhaupt bin ich nicht von vornherein in der Position des Hiob, der überhaupt nicht aufrechnen darf, was er auch alles an Gutem gemacht hat, weil das alles vor dem großen Gott gar nicht ins Gewicht fällt.

?Dieser Schrei des Martin Luther hier in einer Zelle in Erfurt ist bis heute verstörend aktuell“

Benedikt, der XVI. hat damals gesagt: "Dieser Schrei des Martin Luther hier in einer Zelle in Erfurt ist bis heute verstörend aktuell." Ich fand es ganz interessant, dass ein katholischer Papst aus Deutschland diesen Grundimpuls der Reformation damit praktisch geadelt hat und in die Neuzeit herüber geholt hat. Aber tatsächlich muss das ja auch uns bewegen und kann uns das nicht gleichgültig lassen. Wie schaffe ich mir einen gnädigen Gott? Papst Franziskus, der im April verstorbene Pontifex Maximus, hat darauf eine sehr originelle Antwort gegeben, indem er sagte: Die große Überschrift ist - das ist die Zeit der Barmherzigkeit. Und der dann schon emeritierte Papst Benedikt XVI. hat gesagt: Das ist eine geniale Aktualisierung der Rechtfertigungsdebatte und gleichzeitig die Antwort darauf. Barmherzigkeit im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015-2016. Da sprang nicht nur hier die Heilige Pforte am Petersdom auf.

Heilige Pforten auf der ganzen Welt

Das sprangen überall in der Welt heilige Pforten auf: in der Wüste, in Slums, buchstäblich am Polarkreis, buchstäblich überall in der Welt, um die Antwort zu geben. Okay, die Tür mag eng sein, aber sie steht bei uns offen und ihr könnt hindurchgehen, und zwar fast überall. Das war ein Gegenbild zu den Worten, mit denen wir hier jetzt konfrontiert sind von der engen Tür und dem Herrn, der auf das Klopfen sagt: Ich weiß ja nicht woher ihr kommt. Im Moment erleben wir auch ein heiliges Jahr, kein außerordentliches heiliges Jahr der Barmherzigkeit wie damals 2015-16 unter Franziskus, aber auch ein Annum Sanctum, in dem die Heilige Pforte offen steht, Pilger, die hier hinter mir ziehen -  ununterbrochen fast rund um die Uhr. Kleine Gruppen mit dem Kreuz auf der Schulter, über die Via della Conciliazione, über den Petersplatz und durch die Heilige Pforte durch in den Petersdom hinein.

Das Evangelium ernst nehmen? 

Ein fast ununterbrochener Strom von Pilgern und eine aufgesprungene Tür. Wieder so ein Gegenbild, obwohl es natürlich in vielen heiligen Jahre auch bestimmte Bedingungen gibt. Die Heiligen Pforten sind jetzt nicht überall, sie sind nur hier in Rom, aber doch ein Gegenbild zu dem, was Jesus uns im Evangelium sagt. Die Tür ist so eng und irgendwann geht sie zu und dann seid ihr draußen. Heißt das denn, wir brauchen das Evangelium in seiner verstörenden, ja in seiner verstörenden Formulierung gar nicht so ernst zu nehmen, wie es klingt?

Das kann man natürlich nicht tun. Natürlich müssen wir ernst nehmen. Die Tür ist eng. Der Weg ist schmal. Irgendwann geht die Tür zu und dann könnt ihr draußen sein. Aber es gibt ja auch hier im Evangelium selbst ein Gegenbild. Das sind die letzten Zeilen, ich zitiere. Also erst heißt es dort, wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass alle möglichen - Abraham, Isaak und Jakob alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber nicht ihr selbst aber ausgeschlossen seid.

Wir sind Teil der Vielen 

Aber dann heißt es und sie werden von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Das heißt ja, so eng kann die Tür doch nicht sein. Nur müssen wir ganz genau darauf achten, dass wir unsere Kriterien nicht verschieben lassen, dass wir nicht denken, wir hätten einen Anspruch, erhobenen Hauptes durch die Tür zu schreiten. Als ob uns das so zustünde. Wir müssen eben diese Demut haben, uns als Teil dieser Vielen zu sehen und in sie einzureihen, die da von Norden und Süden, von Osten und Westen kommen.

Der gute Hirt bleibt gut

Aber doch tröstlich, dieses Gegenbild zur Enge der Tür. Ganz so eng ist sie eben doch nicht. Und der gute Hirte ist eben doch der Hirte seiner Schafe. Denn ganz am Schluss, beim letzten Anbruch des Reiches Gottes, dann steht die Tür doch eben offen für die, die da kommen, aus allen Himmelsrichtungen. Und dann müssen wir schauen, dass wir mit dabei sein können, indem wir die Bedingungen, die Kriterien erfüllen, die das Evangelium an vielen Stellen für uns bereithält.

?Die Ersten werden die Letzten sein, die Letzten werden die Ersten sein“

Hier gibt es einen kleinen Hinweis darauf, aber man kann das viel weiter dann ausweiten und siehe, das sind Letzte, die werden erste sein und das sind erste, die werden Letzte sein. Das kennen wir sogar sprichwörtlich. Die Ersten werden die Letzten sein, die Letzten werden die Ersten sein. Sprich nicht den Anspruch haben, wir sind die Ersten und wir gehen da jetzt qua Amt durch diese heilige Pforte, durch diese enge Tür ins Reich Gottes, sondern nehmen wir uns zurück, reihen wir uns ein in die vielen, die irgendwann mal aus allen Himmelsrichtungen kommen werden. Und auf diese Tür zu schreiten werden, die dann hoffentlich für alle offen steht. Denn da können wir ja auch die Verheißung daneben halten.

Ich bin die Tür

Ich bin die Tür. Ich bin die Tür zu den Schafen. Man kann nicht darauf rechnen, wirklich, dass man den Anspruch hat, da jetzt durchzubrechen. Aber wir sind wie Benedikt der XVI., in seiner zweiten Enzyklika "Spes salvi", angelehnt an ein Pauluswort, schrieb, auf Hoffnung hin geschaffen. Und auf diese Hoffnung gehen wir zu. Auf diese Hoffnung, dass wir eben jetzt, sage ich mal, als Rheinländer doch noch irgendwie durchflutschen, durch diese enge Tür, also dass wir keine Probleme bekommen mit der Tür.

Das wünsche ich Ihnen, das wünsche ich mir.

Das wünsche ich uns.

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

Mit diesen Betrachtungen im August endet die Kooperation von K-TV und Radio Vatikan zu "Unser Sonntag". 

 

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23. August 2025, 10:51