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Unser Sonntag: Gottes Geist

Der Geist Gottes hat alles ver?ndert, so Weihbischof Peter Birkhofer - auch die v?llig ver?ngstigten, meist ungebildeten Apostel. Mit Pfingsten begann die junge Kirche ihre Sendung - ein Entwurf für jede christliche Gemeinschaft.

Weihbischof Peter Birkhofer

Joh 20, 19-23 Lesejahr C Pfingstsonntag

Am Pfingsttag endet das Wirken Jesu auf Erden und beginnt unser Wirken, angespornt, ermutigt und getragen von seinem Geist. Wir empfangen dieselbe Sendung, die der Vater seinem Sohn anvertraut hat.

Hier zum Nachhören

Aber wer hätte vor rund 2000 Jahren gedacht, dass aus diesem kleinen, völlig verängstigten Kreis von Fischern und anderen meist einfachen, ungebildeten Männern, die wir Apostel nennen, eine Bewegung hervorgeht, die sich von Jerusalem über die ganze Erde ausbreitet, die Milliarden von Menschen begeistert, die die Welt verändert und bis heute Bestand hat? Aus Furcht hatten sie sich hinter verschlossenen Türen versteckt. Da muss eine andere Kraft am Werk gewesen sein, die die ganze Welt verändert und solch eine immense Wirkung gehabt hat. Denn nach menschlichen Maßstäben war das unmöglich.

?Der Grund, warum von diesem kleinen Kreis eine solch ungeheure Dynamik ausging, war Gottes Heiliger Geist“

Bedingung für den Empfang der Gabe des Heiligen Geistes war die Eintracht der Jünger mit Maria und das ständige Gebet.
Der Grund, warum von diesem kleinen Kreis eine solch ungeheure Dynamik ausging, war Gottes Heiliger Geist. Der hat alles verändert. Voraussetzung war die Aufforderung Jesu vor seiner Auffahrt in den Himmel zusammenzubleiben und so verharrten sie im Abendmahlssaal einmütig im Gebet, zusammen mit Maria, in Erwartung des verheißenen Ereignisses (vgl. Apg 1,14).
So begann die junge Kirche ihre Sendung - ein Entwurf für jede christliche Gemeinschaft.

Überzeugende Boten des Evangeliums...

Der Heilige Geist hat aus den verängstigten, mutlosen Jüngern unerschrockene, kraftvolle und zutiefst überzeugende Boten des Evangeliums gemacht. Hätten sie das alles aus eigener, menschlicher Kraft bewirken müssen, hätten sie dabei allein auf ihre eigene Kraft vertraut, wäre es nicht zu dieser Dynamik gekommen. Dann gäbe es heute keine Kirche. Dann säßen wir heute Morgen nicht hier. Dann sähe die Welt heute anders aus.
Man denkt bisweilen, dass der missionarische Erfolg hauptsächlich von einer genauen Planung abhänge, auf die dann konkretes Bemühen um ihre intelligente Umsetzung folgen müsse. Strategien und Pläne sind gefragt - der Herr selbst verlangt unsere Mitarbeit, aber vor jeder Antwort unsererseits bedarf es seiner Initiative: Sein Geist ist der wahre Hauptakteur der Kirche. Die Wurzeln unseres Seins und unseres Handelns liegen in ihm.

...dank des heftigen Sturms

Das Evangelium erzählt uns, dass Jesus trotz verschlossener Türen zu seinen Jüngern vordringt und ihnen den Heiligen Geist einhaucht. Doch durch die verschlossenen Türen ihrer Herzen scheint er zunächst noch nicht vordringen zu können. Die Einhauchung des Heiligen Geistes scheint noch keine Wirkung zu entfalten. Denn wie uns das Johannesevangelium ein paar Verse nach unserem heutigen Abschnitt berichtet, sind die Jünger acht Tage später wieder hinter verschlossenen Türen zusammen.
Erst als sie am Pfingstfest der Heilige Geist wie ein heftiger Sturm überkommt und sie mit seinem Feuer entflammt, beginnen sie mutig in aller Öffentlichkeit aufzutreten und das Evangelium zu verkünden.

Gründungsfest der Kirche

Pfingsten als Gründungsfest der Kirche zeugt aufgrund der Trennung der Kirche leider auch vom Schmerz, als Nachfolgende Christi nicht in Einheit Zeugnis ablegen zu könne für die frohe Botschaft. Wenn wir in den letzten Tagen gehört haben: ?Ihr sollt eins sein“, dann ist das nicht Kosmetik, sondern der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, ist Ansporn für uns, diese Trennung zu überwinden.
So wie dies für die Einheit im Christentum gilt, dürfen wir das auch als Ansporn ver-stehen, uns gegen Trennungen in der Gesellschaft und in weit größerem Maßstab in der Welt verstehen: Wir sprechen oft von der ?Einen Welt“, mit den Worten von Papst Franziskus davon, das ?gemeinsame Haus“ zu bewahren.

?Der Heilige Geist will Brücke echter Kommunikation in Liebe sein.“

Wenn Stolz und Egoismus zu Spaltungen führen, Mauern der Gleichgültigkeit, des Hasses und der Gewalt aufrichten. Dann bezeugt Pfingsten, dass der Heilige Geist die Herzen befähigt, die Sprachen des anderen zu verstehen. Der Heilige Geist will Brücke echter Kommunikation in Liebe sein.
Wie nötig haben wir diese versöhnende Kraft inmitten der großen Verunsicherungen bei vielen Menschen aufgrund der vielen Krisen in den letzten Jahren - Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit, hohe Inflation, Klimawandel, aber auch die krisenhafte Situation von Kirche und hinzu kommen individuelle ganz unterschiedliche Schwierigkeiten oder Herausforderungen und Belastungen.
Man gewinnt den Eindruck, eher den verängstigten, mutlosen Jüngern vor der Geistsendung zu gleichen. Von Dynamik, von Aufbruch, von Zuversicht wenig spürbar. Dringend brauchen sie  Gottes Heiligen Geist.
Die Feier von Pfingsten will ermutigen, die Frohe Botschaft zu verkünden – zu leben, aus dem Gebet, der Verbundenheit mit Gott, heraus tätig zu werden in der Nachfolge Christi.

Vertrauen wir noch auf Gott? 

Inmitten der vielen Konferenzen, Beratungen und Strategieprozessen stellt sich doch die Frage, ob wir überhaupt noch auf ihn vertrauen, mit ihm rechnen und deshalb allzu oft so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Meinen wir nicht allzu oft, wir könnten oder müssten gar alles aus eigener Kraft schaffen?
Dass wäre nicht allzu verwunderlich. Denn der ungeheure technische Fortschritt unserer Zeit verleitet uns oft zu der Vorstellung, wir könnten alles selber machen. Und unsere Gesellschaft impft uns ein, dass wir nur dann etwas zählen, wenn wir etwas leisten. Doch damit kommen wir nicht weit. Alles selbst in der Hand zu haben und machen zu können, ist eine Illusion! Und es kann sehr befreiend sein, sich von dieser Illusion zu verabschieden, wenn ich darauf vertraue, dass jemand anders mein Leben in der Hand hält, jemand, der es restlos gut mit mir meint und der mich rückhaltlos liebt. Es kann sehr befreiend sein, zu erkennen: ich muss nicht alles aus eigener Kraft schaffen. Da ist jemand, der mir mit seiner Kraft zu Hilfe kommt, der ganz andere Möglichkeiten hat als ich.

?Vielleicht macht uns der Heilige Geist auch ein wenig Angst. Er ist eben kein laues Lüftchen, sondern ein gewaltiger Sturm.“

Vielleicht macht uns der Heilige Geist auch ein wenig Angst. Er ist eben kein laues Lüftchen, sondern ein gewaltiger Sturm. Der weht, wo er will, nicht wo ich will. Der lässt sich nicht zähmen. Der kann mich gehörig durcheinanderschütteln und Veränderungen mit sich bringen, die ich nicht absehen kann. Dann müsste ich vielleicht aus meinem bisherigen Leben, in dem ich es mir bequem eingerichtet habe, heraus. Müsste vielleicht von vielen ?Besitzständen“ loslassen, mich von liebgewordenen Gewohnheiten, auch Denkgewohnheiten verabschieden. Der Heilige Geist kann zu einem ?Wind of Change“ werden, der uns nicht immer so angenehm ist. Vor allem dann nicht, wenn er in mein eigenes Leben bläst. Denn ich habe doch gerne alles unter Kontrolle. Veränderungen machen vielen Angst. Und Angst macht eng. Und dann steht der Heilige Geist vor den verschlossenen Türen meines Herzens und kann nicht rein.

Sich dem Geist Gottes öffnen

Inmitten aller Angst und Verunsicherung ruft das Pfingstfest auf, sich dem Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen, ihm zu vertrauen, weil ich doch allein nicht weiterkomme, allein nicht aus meinen Ängsten herauskomme!
Wo wir uns auf die Kraft des Heiligen Geistes einlassen, wo wir nicht in unendlichen Diskussionen verbleiben, wo wir von unseren Allmachtsfantasien, alles zu wissen und alles zu können, alles besser zu wissen und alles besser zu können verabschieden, wo wir mehr vom Heiligen Geist erwarten als von uns selbst, da können wir dann erleben, wie er Kirche und Gesellschaft nach seinem Bild und nicht nach unseren Vorstellungen erneuert.
Dafür müssen wir uns ihm aber öffnen und zulassen, dass er uns bewegt und dadurch verändert. Weil er Liebe ist, brauchen wir keine Angst vor ihm zu haben. Gerade von unserer Angst will er uns ja befreien – wie die Jünger. Da er die Liebe ist, kann er uns nichts Böses wollen, ganz im Gegenteil: er will uns in die Weite, in die Freiheit führen, er will das Beste für uns. Er will unseren Blick weiten hinaus aus unserer Begrenzung hinein in den Horizont Gottes.

?Da er die Liebe ist, will er uns ganz - echte Liebe gibt es nicht stückchenweise“

Da er die Liebe ist, will er uns ganz - echte Liebe gibt es nicht stückchenweise. Er will uns mit seinem Feuer entflammen, eine Leidenschaft in uns entfachen, für die Liebe, das Leben, für Gott. Halbherzigkeit ist damit nicht vereinbar. Bloß daran wärmen geht nicht, sondern nur ganz und gar brennen, die Liebe weitergeben, andere damit anstecken. Wer nicht bereit ist von den eigenen Ideen und Vorstellungen loszulassen, wird nicht frei für das Wirken des Heiligen Geistes, für die Liebe. Wer sich darauf einlässt, macht die Erfahrung, dass durch die Berührung mit Gott sich viele Werte verschieben, und so manches, was vorher wichtig war und gefangen hielt, auf einmal unwichtig wird.

Christus als Mitte

An Pfingsten ist die Kirche versammelt, wie in ihrer Geburtsstunde mit Maria und den Jüngern und betet: ?Veni Sancte Spiritus! – Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!“
Vor aller Aktivität in der Welt steht das Zusammenbleiben im Gebet, versammelt um Gottes Wort. Eine Gemeinde, die ihre Mitte nicht in den Sakramenten und im Hören auf Gottes Wort hat, verliert ihr Zentrum, nämlich Christus, auf den wir hingeordnet sind.
Wenn wir den Heiligen Geist in unser Herz hineinlassen, dann kann ein neues Pfingsten geschehen, ein neuer Sturm der Begeisterung seinen Anfang nehmen, der uns von lähmender Angst befreit und ungeahnte Kräfte freisetzt. Trotz aller strukturellen Änderungen, die auf uns zukommen in der Zukunft muss uns das nicht in unserem Eifer ermüden, vom Geist erfüllte Zeuge der Hoffnung zu sein. Lassen wir uns von ihm anstecken!
?Das ist das Pfingstgeheimnis: Der Heilige Geist erleuchtet den menschlichen Geist und zeigt uns durch die Offenbarung des gekreuzigten und auferstandenen Christus den Weg, ihm ähnlicher zu werden, also ?Ausdruck und Organ seiner Liebe“ zu sein (Deus caritas est, 33).“ (Papst Benedikt XVI.)

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

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07. Juni 2025, 10:33