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 Sunil Amrith: Brennende Erde. Eine Geschichte der letzten 500 Jahre Sunil Amrith: Brennende Erde. Eine Geschichte der letzten 500 Jahre 

Buchtipp: Ein anderer Blick auf Fortschritt und Zerst?rung

In Brennende Erde nimmt uns der in Kenia geborene und in Singapur aufgewachsene Historiker Sunil Amrith mit auf eine globale Zeitreise durch die letzten 500 Jahre – und erz?hlt dabei keine klassische Weltgeschichte der politischen Machtzentren, sondern eine klarsichtige, tiefgründige Geschichte von Freiheit, Umwelt und menschlicher Abh?ngigkeit.

Amriths Ansatz ist ebenso persönlich wie politisch: ?Ich kann die Krise des Lebens auf der Erde nicht länger von unseren Sorgen um Gerechtigkeit und menschliche Freiheit trennen“, schreibt er – und genau diese Verknüpfung steht im Zentrum seiner Darstellung. Die großen historischen Linien – Kolonialismus, Industrialisierung, Imperialismus – werden aus ungewohnter Perspektive erzählt: von der Verbreitung des Reisanbaus bis hin zu den Arbeitsmigranten, die Eisenbahnlinien in den USA bauten, von den Hungersnöten in Südostasien im Zweiten Weltkrieg bis zur Plantagenwirtschaft als frühem Beispiel eines Konsums ohne Verantwortung.

Das Buch beginnt im Mongolenreich und verfolgt dann die Entwicklung asiatischer Reiche, die Ausbreitung des Reisanbaus und schließlich die imperiale Expansion Russlands, Chinas und Europas. Amrith führt durch Kolonien, Plantagen, Bergwerke und Weltkriege – stets mit einem wachen Blick für die ökologischen, sozialen und ökonomischen Zusammenhänge. Dabei wird deutlich, wie eng menschlicher Fortschritt mit der Nutzung fossiler Brennstoffe verwoben ist: als Mittel zur Überwindung der Natur und als Motor für Autonomie, aber auch als Ursache von Abhängigkeiten und Umweltzerstörung.

Perspektivwechsel

Besonders beeindruckend ist Amriths Perspektivwechsel. Statt die übliche westliche Geschichte mit Großbritannien im Zentrum zu erzählen, lenkt er den Blick auf die Vielstimmigkeit globaler Erfahrungen. So erfahren wir nicht nur, dass die Eisenbahn die Welt veränderte, sondern wer sie baute – etwa die chinesischen Arbeitsmigranten in den USA, die in vielen historischen Erzählungen kaum vorkommen. Ebenso eindrücklich ist sein Kapitel über die Millionen Hungertoten in Asien während des Zweiten Weltkriegs – ein Aspekt, der in westlichen Erinnerungen oft unterrepräsentiert bleibt.

Mensch und Technik
Mensch und Technik   (AFP or licensors)

In den letzten Kapiteln wird der Zusammenhang zwischen globalem Fortschritt und ökologischen Krisen immer deutlicher: Brände, Überschwemmungen, Pandemien und CO?-Emissionen stehen nicht nur für aktuelle Bedrohungen, sondern auch für die Kosten einer Menschheitsgeschichte, die allzu oft auf Ausbeutung und Ungleichheit basiert. Doch Amrith schließt nicht mit Hoffnungslosigkeit: Die Kämpfe um ökologische Gerechtigkeit sind für ihn Teil einer größeren Bewegung – der nach wie vor offenen Geschichte der menschlichen Freiheit.

Brennende Erde ist ein kluges, vielschichtiges und erzählerisch starkes Buch. Es fordert dazu auf, globale Zusammenhänge neu zu denken – nicht als Gegensätze zwischen Nord und Süd, Natur und Fortschritt, sondern als verflochtene Realitäten einer gemeinsamen Vergangenheit und einer möglichen gemeinsamen Zukunft.

Buchangaben

Sunil Amrith: Brennende Erde. Eine Geschichte der letzten 500 Jahre
Aus dem Englischen von Annabel Zettel
Verlag C.H.Beck 2025
ISBN: 978-3-406-82927-7

Eine Rezension von Mario Galgano

(vatican news)

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09. Juni 2025, 14:25