D: ?Fokus nicht auf Betroffenen“
Gerber leitet das Bistum seit 2019 und ist auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Das Bistum stehe in der Verantwortung, betonte er und versprach, die Aufarbeitung fortzuführen und die Prävention weiter auszubauen. Er wolle sich nach Lektüre des Missbrauchs-Berichts am 26. Juni ausführlich dazu äußern.
Täterschutz statt Hilfe für Betroffene
?Der Fokus lag nicht auf den betroffenen Personen, sondern darauf, den Täter zu schützen. Dieses Vorgehen zeigt deutlich das Versagen der Kirche“. Das erklärte die Katholikenratsvorsitzende Stefanie Klee am Dienstag in Fulda mit Blick auf den Bericht. Die mutmaßlichen Taten Geistlicher offenbarten eine Doppelmoral, so Klee. Zahlreiche Taten seien der früheren Bistumsleitung bekannt gewesen, ohne dass strafrechtliche Schritte eingeleitet worden seien.
?Missbrauchsopfer wurden in ihren Nöten und ihrem Leid bis zum Jahr 2010 nicht beachtet. Man war blind für das Leid der Betroffenen“, sagte der Kommissionssprecher und ehemalige CDU-Oberbürgermeister von Fulda, Gerhard Möller. Beschuldigte seien bis zur Jahrtausendwende regelmäßig mit Nachsicht behandelt worden, und es habe Versetzungen ohne Angabe von Gründen gegeben. In Pfarreien hätten sich zuweilen große Teile hinter die Beschuldigten gestellt, während Betroffene gemieden worden seien.
319 Seiten über Missbrauch im Bistum
Eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda hatte zuvor einen 319-seitigen Abschlussbericht vorgestellt. Demnach gab es seit 1945 mindestens 120 mutmaßlich Betroffene. Zudem konnten 37 Beschuldigte ausgemacht werden, bei denen das Gremium keine begründeten Zweifel an einer Täterschaft sieht. Die Kommission geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Nach Angaben der aktuellen Bundesbeauftragten ist die Kommission in Fulda die erste, die einen Abschlussbericht vorlegt.
Mit Blick auf Erzbischof Johannes Dyba, der das Bistum von 1983 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 leitete, bilanzierte die Kommission, dass es zwar Hinweise, aber keine ?manifesten Belege“ dafür gebe, dass er etwa an der Versetzung von Missbrauchsbeschuldigten aktiv beteiligt gewesen sei. Die Kommission prüfte auch das persönliche Handeln von Altbischof Heinz Josef Algermissen. Allerdings habe auch dieser nicht persönlich die Personalverantwortung für das Bistum wahrgenommen.
(kna - pr)
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