D: Fronleichnam als Absage ans V?lkische
?Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen“, sagte Meier laut Manuskript an Fronleichnam im Augsburger Dom. ?Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa.“
Meier appellierte an die Gläubigen: ?Erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschenverachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollen. Gerade aus unserer Geschichte können wir lernen, wie ein Volk, das einem Menschen Heil zurief, sich selbst und die Welt ins Unheil brüllte.“
Im Hinblick auf die zum Fest Fronleichnam abgehaltenen katholischen Prozessionen erklärte der Bischof: ?Bei den üblich gewordenen Demonstrationen zeigt man sich auf der Straße, um etwas zu fordern. Wir tun etwas anderes. Unsere Demonstration setzt nicht auf geballte Fäuste, sondern auf gefaltete Hände. Wenn wir heute auf die Straße gehen, wollen wir uns nicht selbst präsentieren, sondern wir zeigen den Herrn, den Allerheiligsten.“
Ziel: Menschen aus der Reserve locken
Weiter sagte Meier: ?Ist eine Fronleichnamsprozession nicht auch eine Provokation?“ Solche Stimmen kämen immer wieder auf. Allein: ?Jesus hat sich nicht eingeschlossen, er ist hinausgegangen. Jesus hat sich gezeigt im öffentlichen Leben. Und genau das tun wir heute. Wir Christen zeigen uns, um öffentlich Jesus Christus zu präsentieren. So gesehen ist die Fronleichnamsprozession eine echte Provokation.“ Provocare heiße hervorrufen, herausrufen. Fronleichnamsprozessionen sollten die Menschen aus ihrer Reserve locken, aus ihrer Gleichgültigkeit und Unwissenheit.
Marx: Erschrocken über Nachrichtenlage
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich an Fronleichnam erschrocken über die von Leid, Krieg und Gewalt geprägte Nachrichtenlage. ?Ich erlebe das als Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes“, sagte Marx in seiner Predigt beim Gottesdienst zu Fronleichnam am Marienplatz. Dabei erinnerte er an die ursprüngliche Idee und das Hoffnungspotenzial der Europäischen Union nach dem Zweiten Weltkrieg, die nun angesichts der Krisen und Herausforderungen ins Wanken geraten seien. Es dürfe nicht geschehen, dass ?wir in den westlichen Nationen uns einmauern, und die Armen müssen draußen bleiben. Da waren wir schon mal weiter.“
Bätzing gegen ?Religion der Gleichgültigkeit“
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich an Fronleichnam gegen eine ?Religion der Gleichgültigen“ gewandt. Immer weniger Menschen sähen Glauben als Fundament und selbstverständliche Stütze für ihr persönliches Leben, sagte der Bischof von Limburg. Dies könne den Gläubigen nicht gleichgültig sein. ?Denn die ?Religion der Gleichgültigen' führt auch in vielen anderen Bereichen zu Auflösung und Irrelevanz. Was einmal verloren gegangen ist, das gewinnt man nicht so leicht wieder - womöglich nie wieder.“
In Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki an Fronleichnam ein viertägiges Glaubensfest eröffnet. In seiner Predigt rief er dazu auf, die Eucharistie als Mitte des kirchlichen Lebens neu zu entdecken. Die Kirche lebe aus der Begegnung mit Jesus Christus, der sich im Brot des Lebens schenke, so der Kardinal am Donnerstag. ?Alle Menschen sollen dieses Leben empfangen.“ Zu dem Glaubensfest werden laut Erzbistum Köln rund 700 Teilnehmer erwartet. Bis Sonntag finden Vorträge, Workshops und Gottesdienste statt.
(kna – sk)
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