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See von Tiberias See von Tiberias 

Unser Sonntag: ?Ich gehe fischen“

Einen Hauch von Resignation sieht Pfarrer Klaus Klein-Schmeink in dieser ersten Betrachtung im Monat Mai in der etwas hilflosen Aussage des Petrus. Zurück auf gewohnte Pfade - dabei ist Jesus Christus der Weg aus Mutlosigkeit und Depression - er hei?t nicht umsonst: Heiland.

Pfarrer Klaus Klein-Schmeink

Ev Joh 21, 1-19 3. Sonntag der Osterzeit

Schwestern und Brüder!
Einen Hauch Resignation höre ich aus diesen Worten Petri und seiner Mitstreiter. Ich gehe fischen. – Wir kommen auch mit.

Hier zum Nachhören

Von großem Eifer für die Sache des Herrn zeugen diese Worte jedenfalls nicht.
Gerade erst haben die Jünger die Erfahrung gemacht, dass Jesus lebt. Aber was nun?
Sie kehren zurück in gewohnte Pfade. Sie gehen wieder fischen. Wie damals, bevor Jesus sie berufen hatte.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Achterbahn der Gefühle

Der Aufbruch zu neuen Ufern in der Nachfolge Christi scheint vorbei. Also zurück zu den alten Ufern. Aber selbst da werden sie verunsichert. Trotz aller Mühen heißt es: In dieser Nacht fingen sie nichts. Ich kann mir gut vorstellen, was in den Herzen der Jünger vorgeht. Sie haben eine Achterbahn der Gefühle hinter sich, ein ständiges Auf und Ab:

Erst die Hosianna-Rufe beim Einzug Jesu in Jerusalem.
Die geheimnisvolle und atmosphärisch dichte Stunde im Abendmahlssaal.
Dann das ?Kreuzige ihn“ und die Traurigkeit über die eigene Feigheit, Jesus im Stich gelassen zu haben.
Die Aufregung über die Nachricht, Christus sei nicht mehr in seinem Grab.
Die unfassbare Freude über die Wirklichkeit, dass Jesus lebt. Nun die Unsicherheit, wie es weitergehen soll.
Irgendwie kann das doch alles nicht wahr sein. Das ist zu viel auf einmal. Das überfordert uns emotional.
Und schließlich das Scheitern bei dem, was sie eigentlich können sollten: beim Fischen.

Erst Depression - dann Freude

Dieses Hin und Her ist schwer zu verdauen, macht orientierungslos.
Die Erfahrung der Vergeblichkeit macht die Jünger mutlos, lässt sie resignieren.
Diese Mutlosigkeit, dieses nicht wissen, woher und wohin liegt wie ein düsterer Schleier auf den Jüngern. Eine bleiernde, triste, lähmende Stimmung geht vom Anfang dieses Evangeliums aus. Depression macht sich breit. Doch das Blatt wendet sich. Das Evangelium endet in großer Freude: Ein riesiger Fang und ein stärkendes Mahl zusammen mit dem Herrn.

?Was führt die Jünger aus Mutlosigkeit und Resignation hin zur Freude? Es ist die Begegnung mit und das Hören auf Christus.“

Wie kommt dieser Umschwung zustande? Was führt die Jünger aus Mutlosigkeit und Resignation hin zur Freude? Es ist die Begegnung mit und das Hören auf Christus. Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Christus begegnen und auf ihn hören, das ist der Weg heraus aus der Resignation, Mutlosigkeit und Depression. Die Jünger haben Jesus am Strand zuerst nicht erkannt, aber sie spürten wohl um die Kraft seiner Worte und haben sich darauf eingelassen: Das Wunder geschieht.

Viele Gründe für Traurigkeit...

Es gibt viele Menschen in unseren Tagen, die sich so hilflos und orientierungslos dem Leben gegenüber fühlen, wie die Jünger damals am See von Tiberias: Da sind die vielen Kriege, einer tobt sogar in Europa. Da sind die vielen politischen Krisen, die wirtschaftliche Flaute, die ökologischen Probleme. Da sind die vielen widerstreitenden Meinungen, die man sich unfähig zum Kompromiss um die Ohren haut. Da ist vielleicht die schlimme Diagnose bei einem lieben Menschen oder bei mir selbst. Da ist die Trauer um einen nahen Verwandten oder eine Freundin. Irgendwie kann das doch alles nicht wahr sein. Das ist zu viel auf einmal. Das überfordert mich emotional. Viele Menschen in unseren Tagen sind zutiefst traurig, hoffnungslos, resigniert.

Das versteckt sich zwar oft hinter einer Fassade aus Optimismus und guter Laune, doch wenn man an dieser Fassade kratzt, sieht man hinter dieser bunten Oberfläche das traurige, triste Innere: die blanke Verzweiflung am Heil, daran, dass alles einmal gut ausgehen werde.

...Wut auf die Gesellschaft 

Wie viele Menschen sind nicht wütend auf die Gesellschaft?
Wie viele Menschen verzweifeln nicht an der Welt, an den anderen, an sich selbst?
Wie viele Menschen erleben ihr eigenes Leben nicht als eine Art Fehlkonstruktion?
Nicht umsonst sind die Sofas der Psychologen voll, Selbsthilfegruppen der Renner. Depression ist zur Volkskrankheit geworden. Gerade nach der Pandemie. Und vor allem auch unter jungen Leuten.

Der wahre Arzt der Seelen

Ein großer Teil der Menschen unserer Tage ist krank. Seelisch krank.
Und so sehr sich auch Psychologen, Soziologen, Therapeuten bemühen: die Zahl der Leidenden wird nicht geringer. So wertvoll und ungemein wichtig die Arbeit all dieser Helfer ist – und das ist sie und wir dürfen dankbar für gute Hilfe sein, diese Arbeit greift – meines Erachtens - zu kurz, wenn sie den wahren Arzt der Seele außer Acht lässt: Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

?Ich begegne ihm in den Sakramenten, im Evangelium“

Wer ihm begegnet und auf ihn hört, der kann den Weg herausfinden aus Resignation, Mutlosigkeit und Depression. Er heißt ja nicht von ungefähr ?der Heiland“.Wo begegne ich ihm, wo höre ich ihn? Ich begegne ihm in den Sakramenten der Kirche. Ich höre ihn im Evangelium und in der Verkündigung der Kirche.

Und was soll daran heilsam sein? Hören wir dazu Worte aus dem 1. Petrusbrief.
Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen...Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber und Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.

Für Dich ist Gott Mensch geworden, Du bist das ganze Blut Christi wert

Hier wird jedem und jeder gesagt: Du bist unendlich viel mehr wert als alle Schätze auf der Erde. Für Dich ist Gott Mensch geworden, für Dich allein wäre er auf die Erde gekommen, um Dich zu erlösen. Du bist das ganze Blut Christi wert. Viele mögen im Religionsunterricht oder sonstwo etwas über Jesus gehört haben. Aber sie sind im noch nicht wirklich begegnet. Gerade in persönlichen Krisenzeiten kann es helfen, sich auf seine Worte und seine Person einzulassen.

Wer Christus begegnet und auf ihn hört, der wird in seinem Inneren gewahr, dass er geliebt, unendlich angenommen ist. Ich bin das ganze Blut Christi wert! Wer Christus begegnet und auf ihn hört, der muss sich und der Welt nichts beweisen, der ist frei vom Druck einer Leistungs- und Spaßgesellschaft, der überfordert sich nicht, sondern weiß sich getragen.

Wer Christus begegnet und auf ihn hört, der weiß, dass diese Erde mit ihrem Kuddelmuddel nicht alles ist. Es gibt mehr als die Vergänglichkeit. Es gibt die Ewigkeit. Liebe, Freude, Frieden, Glückseligkeit dauern ewig. Dann sind Krisen, Probleme, Anfechtungen eben nur vergänglich. Die Hoffnung auf den Himmel kann uns stark machen auf der Erde.

Glaube ersetzt nicht die notwendige Therapie

Wohlgemerkt, Schwestern und Brüder, es geht nicht darum, dass der Glaube an Christus, der Empfang der Sakramente und das Gebet eine nötige Therapie ersetzten können. Mit Sicherheit nicht. Aber mit Gott führt eine Therapie erst wirklich zum Ziel. Eine Therapie ohne Gott mag den Durst nach Sinn lindern wie ein Glas Wasser. Eine Therapie, die mit Gott rechnet, reicht aber nicht nur einen Schluck, sondern führt zur immer sprudelnden Quelle. Christus begegnen und auf ihn hören.

Aus einem mutlosen, kraftlosen Petrus wird einer, der vor Begeisterung und Lebensfreude ungestüm aus dem Boot springt. Neues Leben ist in ihm. Und in seinen Mitbrüdern. Christus begegnen und auf ihn hören.

Eine Medizin, die keine Gesundheitsreform verschreiben oder wegrationalisieren kann.
Man bekommt sie nicht auf Rezept.
Sie wirkt, wenn man wagt, zu glauben: Ich bin das ganze Blut Christi wert.

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

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03. Mai 2025, 10:36