?berrascht und betroffen: Kardinal Marx zum Papsttod
?Als ich die Nachricht vom Tod des Papstes gehört habe, war ich überrascht und ein wenig erschrocken, weil wir ihn natürlich alle ihn noch gesehen hatten bei dem Segen Urbi et Orbi. Und dann war es sehr hektisch - ich bin noch in der Nacht losgefahren, um morgens hier in Rom bei der ersten Sitzung der Kardinäle zu sein. Und erst heute eigentlich, als ich am Sarg stand, war ich richtig traurig und dachte bei mir, ich werde ihn vermissen.“
In seiner zwölfjährigen engen Zusammenarbeit mit Franziskus - in finanziellen Fragen und auch bei der Kurienreform - sei es durchaus auch zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, so Marx, der nicht nur dem neunköpfigen Kardinalsrat angehörte, welcher den Papst bei wichtigen Fragen unterstützte, sondern auch als Koordinator des Wirtschaftsrates tiefen Einblick in die Vatikanfinanzen hatte:
?Franziskus war ein freier Mensch“
?Ich bin ihm oft begegnet, wir waren nicht immer einer Meinung. Und ich war auch offen zu sagen: Heiliger Vater, da bin ich einer etwas anderen Überzeugung. Aber es war eben alles möglich... Es war diese Freiheit. Und das spüre ich jetzt auf einmal - was das bedeutet, was dieser Mensch, auch dieser Papst den Menschen gegeben hat, auch mir persönlich gegeben hat.“
Franziskus sei ein ?freier Mensch“ gewesen, ?der nicht gefragt hat, was denken die anderen, was denken die Kardinäle, was denken die Medien, sondern: Ich mache das jetzt“. Auch fromm sei er gewesen, selbst wenn er das ?nicht so nach außen getragen“ habe. ?Und ein mutiger Mann, der Dinge getan hat, die eben kaum ein anderer vielleicht hätte tun können: Den Blick auf die Muslime, auf das interreligiöse Gespräch, Zeichen zu setzen, muslimischen Frauen die Füße zu waschen… Ich glaube, vor zwanzig Jahren hätte sich das noch keiner vorstellen können, dass das ein Papst tut. Das sind unglaublich starke Zeichen. Und die Leute spüren: Das ist Christentum!“
Die überwältigende Anteilnahme so vieler Menschen am Tod des katholischen Kirchenoberhaupts zeigt nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising, ?dass die Menschen sich nach einer Stimme sehnen, die über die nationalen Interessen, über die Polarisierungen, über die Diskussionen darüber, wer wen überwältigt und wer wen besiegt, hinausgeht. Eine Stimme, die die ganze Menschheitsfamilie in den Blick nimmt, den ganzen Planeten, auf dem wir leben.“ In einem Moment, in dem internationale Organisationen ?angegriffen und teilweise lächerlich gemacht“ würde, fehle jetzt diese Stimme.
Als künftigen Papst erhofft sich Marx eine glaubwürdige und kommunikative Persönlichkeit, wie er auf Journalistenfragen hin sagte. Es komme nicht auf konservativ oder progressiv an, sondern auf die Persönlichkeit. ?Es geht darum, Menschen Hoffnung zu geben.“ In diesem Sinn habe er sich auch schon bei einer Generalkongregation von Kardinälen im Vatikan geäußert. Der Münchner Erzbischof, der einer von drei wahlberechtigten Kardinälen aus Deutschland ist, gab auch zu verstehen, dass er mit einem kurzen Konklave rechnet. Irritiert zeigte er sich über die Bemerkung eines Journalisten, dass italienische Medien ihn als ?Königsmacher“ handelten: ?Ich glaube, ich bin im falschen Film! Wir wählen doch keinen König…“
(vatican news – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.