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Friedensforscherin: Schwester Wamuyu Teresia Wachira Friedensforscherin: Schwester Wamuyu Teresia Wachira 

Radio-Akademie (1): Krisen, Hoffnung, Utopien

Maximilian Seidel ist 19 Jahre alt. Er sorgt sich, dass die nationenübergreifenden Probleme seine Zukunft bestimmen werden. Deshalb sucht er nach Antworten auf die Zukunftsfragen des Planeten. Der junge Journalist fragt vier Expertinnen, wie wir unsere Krisen lösen können. Und wie wir im Rahmen des Heiligen Jahres unsere Hoffnung bewahren können.

In der ersten Folge der Sendereihe geht es um das Thema Krieg: Warum es ihn immer noch gibt und wie die Menschheit Weltfrieden erreichen könnte. Dafür spricht Seidel mit der Co-Vorsitzenden von Pax Christi International, der Friedensforscherin Schwester Wamuyu Wachira.

„Manche mögen sagen, dass Frieden eine Utopie ist, aber...“

„Wir dürfen nicht aufgeben“, sagt die Kenianerin und Loreto-Schwester. „Manche mögen sagen, dass Frieden eine Utopie ist, aber es gibt Menschen vor uns, die diesen Weg gelebt haben und erfolgreich waren. Hoffnung ist der Schlüssel.“

Die Ordensfrau, die an der St. Paul’s University in Nairobi zum Thema Frieden forscht, weiß durchaus, dass weltweit gerade fast sechzig Konflikte mit der Beteiligung von Nationalstaaten im Gang sind – so viele wie noch nie in der Geschichte. Kriege hätten im Vergleich zu früher „ihre Form geändert“, sagt sie. „Außerdem haben die Kriege kein Ende. Sie sind unlösbar. Sie scheinen ein Eigenleben zu führen.“ Kaum denke man, jetzt gehe ein Krieg zu Ende, fange schon ein neuer an.

Kämpfer im Kongo
Kämpfer im Kongo   (AFP or licensors)

 

Kriege sind heute komplexer als früher

Und in der Regel seien Kriege heute „komplexer“ als früher: „Es gibt keine klare Trennung zwischen dem internen, dem lokalen und dem globalen Bereich. Gemeinschaften werden für Ressourcen vertrieben, nicht nur von Nationen, sondern auch von multinationalen Unternehmen. Es ist also sehr schwer zu sagen, wo die Unterschiede zwischen internen und externen und zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren liegen.“

Doch so hartnäckig Krieg und Gewalt in unserer heutigen Welt auch seien – Wamuyu Wachira hält die Schaffung von Frieden für möglich. Sogar ohne Waffen. „Denn die Geschichte hat gezeigt, dass wir umso mehr wollen, je mehr wir Waffen einsetzen. Hören Sie sich zum Beispiel die heutigen Politiker an. Sie sagen, wir haben immer bessere Waffen. Wenn ich also mehr hoch entwickelte Waffen habe, wird die andere Gruppe auch versuchen, eine andere Art von Waffen zu bekommen. Es ist also ein Wettbewerb.“

Krisen, Hoffnung, Utopien - Radio-Akademie von Max Seidel. Ein Auszug

„Zuallererst müssen wir das Narrativ ändern“

Sie weist auf viele Beispiele in der Geschichte hin, in denen friedliche Lösungen erfolgreicher waren als Kriege und Waffen. „Denn wir haben Menschen wie Martin Luther King, Mahatma Gandhi, Dorothy Day, Wangari Maathai in meinem Land gesehen. Natürlich Óscar Romero. Und der Größte von allen: Jesus Christus, der selbst im Leiden keine Waffen benutzt hat.“ Schwester Wamuyu meint, das sei heute aktueller denn je. Jesu einzige Waffe sei die Liebe gewesen; wer das zu seiner Spiritualität mache, arbeite an einem wichtigen Paradigmenwechsel.

„Zuallererst müssen wir das Narrativ ändern – das Narrativ, dass wir von Grenzen besessen sind. Dass jeder, der meine Grenze überschreitet, ein Feind ist. Besessen davon, mein Eigentum als Nation zu schützen und zu erkennen, dass die Welt nicht nur für mich da ist. Wir müssen das Narrativ ändern, dass der andere mein Feind ist, und offen für andere Menschen sein, weil die Welt für uns alle geschaffen wurde.“ Das Christentum habe in der Welt von heute eigentlich gute Karten, um Wege zum Frieden zu zeigen.

Straßenproteste in Nairobi im Juli letzten Jahres
Straßenproteste in Nairobi im Juli letzten Jahres   (AFP or licensors)

Die Demonstranten mit den Wasserflaschen

Was der Kenianerin Hoffnung macht? Auf diese Frage hin erzählt sie von einer Beobachtung, die sie unlängst bei Straßenprotesten gegen die Regierung auf den Straßen von Nairobi machen konnte. „Da habe ich gesehen, wie diese jungen Leute protestierten. Sie trugen weiße T-Shirts, sie trugen Plakate – und außerdem trugen sie Wasserflaschen mit sich. Und als die Polizei mit Tränengas gegen sie vorging, da gaben die jungen Leute den Polizisten, die selbst vom Tränengas überwältigt wurden, Wasser, um sich das Gesicht zu waschen. Für mich sind das Geschichten, die mir Hoffnung geben…“

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(vatican news – sk)
 

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09. März 2025, 07:48