Milit?rbischof Overbeck: Heiliges Jahr hat Faszination ausgel?st
Christine Seuss und Mario Galgano - Vatikanstadt
Noch bis Sonntag ist der deutsche Militärbischof Franz-Josef Overbeck mit der Gruppe deutscher Militärs - viele von ihnen an den verschiedenen NATO-Standorten in Italien stationiert - im Rahmen der Heilig-Jahr-Feier für die Streitkräfte in Rom unterwegs. Dort werden sie gemeinsam mit den Teilnehmern aus über 100 Ländern an der zentralen Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz teilnehmen, bevor es für jeden wieder zurück an seinen Einsatzort geht.
Die militärische Seelsorge in Italien habe sich bei den deutschen Soldaten zu einem wichtigen Begegnungsort entwickelt, berichtet Overbeck im Gespräch mit Radio Vatikan: ?Und so setze ich persönlich auch immer eine Tradition fort. So oft ich in Rom bin, treffe ich immer einige dieser Soldatinnen und Soldaten, die in Italien ihren Dienst tun.“
Diese seien derzeit mit vielen aktuellen und belastenden Thematiken beschäftigt, so beispielsweise mit dem bereits seit knapp drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Folgen, in dem Wissen darum, welch brutale Gewalt dort angewandt wird: ?Und mit der Frage nach den Zielen. Wann wird denn dieser Krieg hoffentlich bald zu Ende gehen?"
Auch die Ereignisse im Heiligen Land, in Israel und Palästina, beschäftigten die Soldatinnen und Soldaten, umso mehr angesichts der jüngsten, nicht immer leicht zu dechiffrierenden Signale aus den Vereinigten Staaten. ?Sie fragen sich, was das bedeutet. Wir müssen natürlich deutlich machen, dass wir uns an das Völkerrecht zu halten haben, wir haben uns an die Menschenwürde und die Menschenrechte zu halten und müssen von daher auch etwas für das Allgemeinwohl tun“, unterstreicht Overbeck.
Das Heilige Jahr und die damit verbundenen Veranstaltungen hätten unter den Soldatinnen und Soldaten durchaus eine ?gewisse Faszination" ausgelöst, nicht nur für diejenigen, die schon im Glauben gewachsen seien, sondern auch für eher kirchenfernere Menschen, die ?neugierig geworden" seien, so der Militärbischof über die Teilnehmer an den gemeinsamen Tagen in Rom: ?Und in der Militärseelsorge und bei den Soldatinnen und Soldaten gibt es nicht wenige davon, die deswegen auch gerne nach Rom kommen."
Dort, ebenso wie an anderen NATO- Standorten würden regelmäßig deutschsprachige Gottesdienste und Taufen abgehalten, die die Soldaten dankbar und aktiv mitgestalteten, so der Essener Bischof. Auch während der Heilig-Jahr-Feiern an diesem Wochenende gebe es verschiedene gemeinsame liturgische Momente. ?Wir werden beispielsweise am Samstag einen Gottesdienst feiern, in dem wir noch eine Anzahl von Kindern taufen und ich selber noch mehrere von den jetzt jugendlich gewordenen Kindern, die ich hier schon getauft oder zur Erstkommunion geführt habe, firmen – und anschließend werden wir natürlich auch zusammen sein und, wie sich das auf gut Italienisch gehört, gemeinsam zu Mittag essen“, erzählt Overbeck. Am Nachmittag werde dann wieder Messe gefeiert, diesmal in einer Seitenkapelle im Petersdom, bevor der Tag mit einem anschließendem gemeinsamen Abendessen ausklingen werde.
Gemeinsame Messe mit dem Papst
Am Sonntag, zum Ende der Wallfahrt, werde dann die gemeinsame Messe mit dem Papst gefeiert. ?Und wir haben, wenn alles gut geht, auch am Samstag noch die Gelegenheit, alle gemeinsam durch die Heilige Pforte zu gehen“, fügt er hinzu. Viele Bundeswehrmitglieder seien schon Tage früher nach Rom gekommen, um die Stadt zu erkunden und die ?Spuren der Frömmigkeit" zu entdecken, die sich in den heiligen Pforten anderer Kirchen und sogar in einem Gefängnis in Rebbibia zeigen, berichtet er weiter.
Insgesamt sei die Teilnahme an dieser Wallfahrt für die Soldatinnen und Soldaten im besten Sinn eine Erfahrung einer der wesentlichen Grundbotschaften Jesu, die untrennbar mit der Kirche verbunden sei, meint Overbeck:
?Und dazu gehört eben, Frieden zu halten, für Frieden zu werben und alles zu tun, dass Frieden wird. Das ist Teil der zentralen Botschaften des Christentums an sich, nicht nur der katholischen Kirche, sondern der Ökumene.“
Militär muss für Frieden einstehen
Vor diesem Hintergrund seien die Erfahrungen von Gemeinsamkeit, Gebet und Solidarität, die die Teilnehmer an der Wallfahrt in Rom machen könnten, eine gute Gelegenheit, diesen Friedensgedanken sehr präsent zu machen, wünscht sich der Militärbischof für die Soldatinnen und Soldaten.
?Das hat auch Qualität im Blick auf die politische Aufgabe, für die das Militär auf seine Weise mit einstehen muss, wenn es um die Erhaltung des Friedens, die Bewahrung von demokratischen Institutionen und Strukturen und um Rechtsstaatlichkeit geht. Mir ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Soldatische ja immer auch mit der Anwendung von Gewalt zu tun hat. Diese ist ethisch aber nur in Hinsicht auf ein Ziel zu rechtfertigen, das wirklich dem Guten dient, und das heißt eben dem Frieden, der Gerechtigkeit, der Solidarität und auch den subsidiären Strukturen, um auch an die Soziallehre unserer Kirche zu erinnern. Und wenn das in den Begegnungen und Gesprächen untereinander hier in Rom ohne Schranken möglich ist und geschieht, dann ist hier Gutes geschehen.“
(vatican news)
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